Gentechnik Gentechnik: Greenpeace droht mit Klage gegen die Landesregierung

Magdeburg/dpa. - «Die Geheimhaltung verstößt gegen EU-Recht», sagte Greenpeace-Gentechnik-Experte Henning Strodthoff am Montag in Magdeburg. Uneins sind sich Land und Greenpeace, wer den Genmais-Anbau überwachen muss.
Die Umweltschützer und mehrere Agrarverbände präsentierten eineMusteranfrage, mit der alle Bürger bei ihren Gemeinden Auskunft überdie Gen-Felder einfordern können sollen. Die Landesregierung wies dieKritik von Greenpeace zurück. Eine Klage liefe sowieso ins Leere. DasLand hat keine Kontrollpflicht, weil die Genmais-Saat vomBundessortenamt genehmigt wurde, wie das Wirtschafts- undUmweltministerium mitteilten. Dem widersprach Greenpeace: «DerVersuch der Landesregierung, die Verantwortung dem Bundessortenamt zuübertragen, ist lächerlich», sagte Strodthoff. Laut EU-Richtlinie seifür die Überwachung von Versuchen und Anbau das Land zuständig.
Der bundesweit erste großflächige Anbau von Genmais, der gegenInsekten resistent sein soll, läuft seit einigen Wochen an 29Standorten. Insgesamt haben die Felder eine Fläche von 300 Hektar undbefinden sich in Sachsen-Anhalt (6), Mecklenburg-Vorpommern (2),Bayern (9), Brandenburg (4), Sachsen (5), Baden-Württemberg (2) undThüringen (1).
«Die Geheimniskrämerei ist unerträglich für uns Bauern und mussbeendet werden», forderte der Bundesgeschäftsführer derArbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Georg Janßen. Es seiunverfroren, einerseits von Transparenz zu reden und die Bauernandererseits im Regen stehen zu lassen, sagte Janßen mit Blick aufdie Landesregierung. Die Regierung hat nach eigenen Angaben jedochkeine Handhabe und kann nur entsprechende Appelle an die beteiligtenBauern und die Saatgutindustrie richten. Ein entsprechender Aufrufvon Umweltministerin Petra Wernicke (CDU) stieß jedoch aus Angst vorSabotageaktionen auf kein Gehör.
Was Greenpeace nach einer Bekanntgabe der Felder machen würde,ließen die Umweltschützer offen. «Greenpeace ist eine gewaltfreieOrganisation», sagte Strodthoff. Greenpeace hatte Ende März einVersuchsfeld für Gen-Weizen durch die Aussaat von Bio-Weizen naheBernburg unbrauchbar gemacht. Später zerstörten Unbekannte dann nochein zweites Versuchsfeld und brachten somit den bundesweit erstenFreilandversuch mit gentechnisch verändertem Weizen zum Scheitern.
Für die Offenlegung der Felder setzten Agrarverbände auch auf dieBundespolitik. «Berlin muss seinen Druck auf Sachsen-Anhalt undInnoPlanta erhöhen», sagte der Bundesgeschäftsführer desAgrarverbands Neuland, Jochen Dettmer. Ansonsten gerate ein ganzesBundesland in Verruf. Die InnoPlanta e.V. PflanzenbiotechnologieNordharz Börde koordiniert das Projekt. Auch Sicht des InnoPlanta-Vorsitzenden Uwe Schrader ist die Forderung von Greenpeace nach einemöffentlichen Register rechtlich nicht gedeckt. Zwar gebe es einRegister für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts, es seiaber Sache der beteiligten Bauern, die Flächen offen zu legen. «Daslässt die gegenwärtige Situation aber nicht zu», sagte Schrader. DieBauern würden sich damit selbst an den Pranger stellen.