Geldtransport-Unternehmen Geldtransport-Unternehmen: Heros-Gründer räumt Millionenbetrug ein

Hildesheim/dpa. - «Wir haben die Kundengelder beider Bundesbank auf ein Sammelkonto eingezahlt und immer wieder Summenauf unsere eigenen Geschäftskonten weitergeleitet, umVerbindlichkeiten zu zahlen», sagte Karl-Heinz Weis zumProzessauftakt am Dienstag vor dem Landgericht Hildesheim. NeunMonate nach dem Zusammenbruch des Unternehmens müssen sich der 58-Jährige und drei Manager wegen gewerbsmäßiger Untreue, Bankrott undInsolvenzverschleppung verantworten. Die Staatsanwaltschaftbezifferte den Schaden auf fast 270 Millionen Euro.
Weis räumte ein, anvertraute Firmengelder jahrelang abgezweigt zuhaben, um Löhne und andere Verbindlichkeiten zu zahlen. «Auch dieKrankenkassenbeiträge der Mitarbeiter und Forderungen des Finanzamtessind zum Teil mit dem Bargeld der Kunden bezahlt worden», erläuterteWeis. Um vor der Steuerbehörde die immensen Einnahmen zu begründen,habe er sogar einen manipulierten Kreditvertrag mit einem Mann ausder Schweiz abgeschlossen. «Uns war eigentlich klar: Das kann nichtklappen, aber es hat funktioniert.» Später sei die Sache zurGewohnheit geworden.
«Bereits Mitte der 80er Jahre hat der Angeklagte Kundengeldermissbraucht», sagte Oberstaatsanwalt Andreas Henze. Später hättensich die Angeklagten auch persönlich bereichert. Insgesamt sollen sieeinen zweistelligen Millionenbetrag in die eigenen Taschengewirtschaftet haben.
Insgesamt listete die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift amDienstag 160 Überweisungen auf die firmeneigenen Konten in den Jahren2001 bis 2006 auf. Zweigten die Manager zu Beginn zunächstfünfstellige Summen ab, wurden sie schnell immer dreister. ZumWeihnachtsgeschäft, als die gepanzerten Fahrzeuge immense Summen dergroßen Handelsketten transportierten, wurden wöchentlichMillionenbeträge veruntreut. «Den Kunden wurde das Geld verspätet gutgeschrieben, was mit EDV-Problemen begründet wurde», erläuterteHenze.
Der Betrug bei Heros wurde im Februar aufgedeckt.Staatsanwaltschaft und Polizei hatten zeitgleich Geschäftsräume desehemaligen Branchenführers in Hannover, Hamburg sowie im nordrhein-westfälischen Viersen und Köln durchsucht. Die vier Top-Managerwurden festgenommen. Drei Tage später meldete das UnternehmenInsolvenz an. Der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter bezifferteden Gesamtschaden auf mehr als 400 Millionen Euro. Allein der KölnerHandelskonzern REWE hat nach eigenen Angaben einen Ausfall von 160Millionen Euro zu verzeichnen. Im April übernahm der US-InvestorMatlin Patterson die Unternehmensgruppe unter dem neuen NamenSecurLog.
Insgesamt hat das Gericht 30 Verhandlungstage bis Ende März 2007angesetzt. Der Prozess soll am 5. Dezember fortgesetzt werden. Nebendem Firmengründer haben auch zwei weitere Angeklagte ein Geständnisangekündigt.