Geldtransport Geldtransport: Bargeld fließt trotz der Heros-Pleite
Frankfurt/Hannover/Mönchengladbach/dpa. - Die DeutscheBundesbank und die Kreditwirtschaft warnten am Dienstag vor Panik.«Die Verbraucher müssen keineswegs schnell zur Bank», sagte einBundesbank-Sprecher in Frankfurt. «Die Automaten sind gut gefüllt,das Bargeld ist nicht auf einen Schlag weg.»
Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste(BDGW) hat Heros ohnehin nur etwa 10 bis 12 Prozent der bundesweit50 000 Geldautomaten bestückt. Bei der Abholung und Bearbeitung derTageseinnahmen des Handels könne es aber zu Verzögerungen kommen,weil dort der Anteil bei bis zu 70 Prozent liege, sagte BDGW-Hauptgeschäftsführer Harald Olschok in Frankfurt.
Bei einem Krisentreffen von Bundesbank, Geldinstituten und BDGWhaben die Beteiligten vereinbart, Transportausfälle aufzufangen: DieDeutsche Bundesbank sagte eine «flexible Handhabung derÖffnungszeiten sowie der Ein- und Auszahlungsmodalitäten» in ihrenFilialen zu.
Allerdings lief bei Heros der Betrieb am Dienstag normal weiter.«Soweit ich weiß, fahren wir alle unsere Touren», sagte SprecherinMaren Schatz in Hannover. Wie lange dies noch möglich sein werde,wisse sie nicht. Weitere Auskünfte wollte sie nicht geben. DerInsolvenzverwalter, der Rechtsanwalt Manuel Sack, sei im Hause undprüfe die Unterlagen.
Dennoch laufen bei den 160 BDGW-Mitgliedsfirmen nach Angaben vonOlschok «die Drähte heiß». Viele Heros-Kunden fragten nach freienKapazitäten bei anderen Unternehmen. Die BDGW-Mitgliedsfirmen würdenalle personellen und technischen Kapazitäten «bis zur Grenze derBelastbarkeit» zur Verfügung stellen und Sonderschichten fahren, umEngpässe zu vermeiden. Heros war nach BDGW-Angaben «noch nie»Mitglied des Branchenverbandes, hat aber einen Marktanteil von rund50 Prozent.
Bei den Konkurrenten wird das Geschäftsgebaren von Heros kritischgesehen. Olschok warf Heros vor, den «ruinösen Wettbewerb in derBranche enorm forciert» zu haben. Das Unternehmen habe marktüblichePreise um bis zu 60 Prozent unterboten. «Preisunterbietung undExpansion von Heros passen nicht zusammen», sagte Olschok. Heros warnach BDGW-Angaben durch «aggressives Aufkaufen» von Konkurrentenaufgefallen, zuletzt die deutschen Geld- und Wertdienste desschwedischen Konzerns Securitas. Der Verbandsgeschäftsführer äußertedie Vermutung, die Mittel für die Zukäufe seien offenbar aus denGeldern von Kunden gekommen, die nicht ordnungsgemäß bei derBundesbank zur Gutschrift eingeliefert worden seien.
Die Gewerkschaft ver.di schließlich hält Heros vor, sich nicht andie branchenüblichen Tarifverträge zu halten. ver.di nahm die Heros-Pleite zum Anlass, eine Neuordnung der gesamten Branche zu fordern.In der Pflicht sieht die Gewerkschaft Securitas und die anderenUnternehmen der Branche, die nicht nur Aufträge sondern auch dieBeschäftigten von Heros übernehmen müssten. «Es gibt jetzt dieChance, die Geld-Wert-Branche neu zu ordnen, das Preis-Dumping zubeenden und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen», sagte ver.di-Vorstand Dorothea Müller. Securitas-Finanzvorstand Hakan Winbergsagte indes dem «Handelsblatt» (Mittwochausgabe): «Wir haben keinInteresse, in den Markt zurückzukehren. Das ist für uns einabgeschlossenes Kapitel.»
Nach ersten Erkenntnissen der Ermittler hat sich der Betrug in derFührungsetage von Heros abgespielt. Zwei der Verhafteten seien derUnternehmensführung zuzurechnen, zwei der Ebene darunter, sagteStaatsanwalt Norbert Jansen in Mönchengladbach. Einige von ihnenhätten zu den Vorwürfen Stellung genommen und auch die Höhe desSchadens auf 300 Millionen Euro beziffert. «Wir ermitteln nicht gegenGeldtransport-Fahrer», betonte Jansen. Nachdem der Fall bekanntwurde, hatte die gesamte Heros-Gruppe Insolvenzantrag gestellt.Betroffen sind nach Angaben des Amtsgerichts Hannover die HerosVerwaltungs GmbH sowie deren 23 Töchter.
Zur Frage, wie die Beschuldigten lange Zeit unbemerkt 300Millionen Euro abzweigen konnten, machten die Ermittler ausermittlungstaktischen Gründen keine Angaben. Nach derDurchsuchungsaktion vom Freitag müsse erst das beschlagnahmteMaterial gesichtet und sortiert werden.