Geldhäuser Geldhäuser: Deutsche Bank kauft die 98 Norisbank-Filialen
Frankfurt/Main/Nürnberg/dpa. - Die Übernahme umfasse den Namen, die 98 Filialstandorte sowie die rund 334 000 Kundenverbindungen, erklärtedie Deutsche Bank am Freitag in Frankfurt. Die Zentrale der Norisbanksowie ihr Hauptprodukt, der Konsumentenkredit «easy credit»,verbleiben bei der genossenschaftlichen DZ-Bank-Gruppe. Nach beidenZukäufen wird die Bank im lange vernachlässigten Heimatmarkt rund700 000 neue Kunden betreuen - bislang zählt das Institut 8,5Millionen Privatkunden.
Der Schritt kam überraschend, weil im Bieterwettstreit zuletzt dieCommerzbank als Favorit gegolten hatte. «Die Transaktionunterstreicht, dass wir bereit sind, auch im hart umkämpftendeutschen Markt Akquisitionen durchzuführen, wenn sie in unserstrategisches Gesamtkonzept passen», sagte Deutsche Bank-Vorstandschef Josef Ackermann. Die größte deutsche Bank hatte erstkürzlich Interesse an weiteren Zukäufen im Inland bekundet. DasPrivatkundengeschäft sei «eine wichtige Ertragssäule» innerhalb desKonzerns, sagte der Bankchef. Mit der auf Konsumentenkreditespezialisierten Norisbank erweitere sein Haus die führende Positionim Heimatmarkt. Privatkunden-Chef Rainer Neske betonte: «DasKonsumentenkreditgeschäft ist eines unserer Wachstumsfelder, das wirbeschleunigt ausbauen wollen.»
Die Zukäufe sind Teil der neuen Ausrichtung, bei der die Bankneben dem erfolgreichen Investmentbanking auch wieder verstärkt aufPrivatkunden setzt. Die Deutsche Bank will zudem auf dem Heimatmarktpunkten. Seit Anfang 2005 kämpft der Branchenprimus mitImageproblemen, als Ackermann den Abbau von 6400 Stellen - davon 2300in Deutschland - trotz eines Rekordgewinns verkündet hatte. Vor einemguten halben Jahr hatte die Bank einen ihrer offenen Immobilienfondsvorübergehend dicht gemacht und damit Tausende von Kleinanlegernverunsichert. Erst nach Protesten wurde eine Entschädigung fürmögliche Verluste angekündigt.
Die Norisbank ist eine Tochter der genossenschaftlichen DZ Bank,dem zentralen Institut der Volks- und Raiffeisenbanken. Die Übernahmeumfasst auch ein Kreditvolumen von 1,4 Milliarden Euro und Einlagenvon 1,6 Milliarden Euro. Die bekannte Marke «easy credit» verbleibtebenso wie die rund 550 Mitarbeiter bei der DZ-Bank. Der Kredit sollkünftig über die rund 900 Filialen der Volks- und Raiffeisenbankenverkauft werden, sagte Norisbank-Chef Théophil Graband.
Die Deutsche Bank will die Marke Norisbank weiterführen. «DieNorisbank passt sehr gut zu uns, weil sie eine eingeführte Marke mitKonsumentengeschäft ist und ein Filialnetz mit breitem Kundenstammhat, das erhalten bleibt», sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher. DieDeutsche Bank wolle den neuen Kunden hauseigene Produkte wie Fondsund Aktien anbieten und hoffe auf Synergieeffekte.
Der Kauf werde voraussichtlich im vierten Quartal 2006 vollzogenund stehe noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Behörden. Ander Börse legte die Deutsche Bank am Freitag etwas weniger zu als derDAX und notierte am Vormittag 0,38 Prozent teurer bei 87,21 Euro.
Die Deutsche Bank hatte erst im Juni die Berliner Bank für 680Millionen Euro erworben und so ihr Privatkundengeschäft inDeutschland gestärkt. Die Deutsche Bank verdiente zuletzt rund dreiViertel ihres Gewinns im Geschäft mit Großkunden und imInvestmentbanking.
Die Norisbank will den Verkaufserlös zur Expansion ins europäischeAusland verwenden. Im Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Commerzbank habedie Deutsche Bank die Nase vorn gehabt. «Das Gesamtpaket war etwasbesser», sagte Norisbank-Chef Graband. Mit der Transaktion hat dieDeutsche Bank zum zweiten Mal die Commerzbank ausgestochen, die sichsowohl bei der Berliner wie auch bei der Norisbank amBieterwettstreit beteiligt hatte.