Geistliche kritisieren Politik in Tibet und Sterbehilfe
Hamburg/dpa. - Deutsche Bischöfe haben zu Ostern zum Widerstand gegen Ausbeutung, Unterdrückung und jegliche «Todesproduktion» aufgerufen. Widerstand statt Ergebung - das sei der Geist von Ostern, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, am Sonntag in Berlin.
Er verwies auf die Tibeter, «die aufbegehren, weil sie um ihre kulturelle Identität fürchten; mit brutaler Gewalt werden sie zurückgeschlagen».
Papst Benedikt XVI. hat bei der Ostermesse in Rom unterdessen tiefe Sorge über das anhaltende Elend in Afrika geäußert. Er erinnerte auch an den blutigen Konflikt in Tibet. Zehntausende Gläubige harrten bei strömendem Regen und einem Gewitter auf dem Petersplatz aus. Der Papst grüßte in vielen Sprachen die Gläubigen in aller Welt, auch in seiner deutschen Muttersprache. Schließlich spendete Benedikt den Segen «Urbi et Orbi» als Höhepunkt der Messe.
Der katholische Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke rief die Christen dazu auf, ihre Stimme zu erheben, wenn Menschen wie derzeit in Tibet durch politische Unterdrückung ihrer Freiheit beraubt würden.
Hanke kreidete auch die ausbeuterischen wirtschaftlichen Strukturen in Teilen Lateinamerikas an und setzte sich für jene Menschen ein, die durch den Leistungsdruck in der Gesellschaft auf der Strecke geblieben seien. Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen verlangte in seiner ebenfalls vorab verbreiteten Osterpredigt, «den Kampf gegen jedwede Todesproduktion aufzunehmen». Er kritisierte die «milliardenschwere Rüstung» sowie «die Todesstrategie des Aushungerns der Armen» und appellierte, gegen die Tötung des ungeborenen menschlichen Lebens und aktive Sterbehilfe vorzugehen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, mahnte die soziale Verantwortung der Massenmedien an. Zu den möglichen Gefahren der Medien gehöre, dass sie die Wirklichkeit nicht nur abbildeten, sondern «dass sie um einer höheren Quote willen bestimmte Ereignisse auf suggestive Weise selbst schaffen», sagte Zollitsch. Ihre eigentliche Berufung sei es jedoch, an einer «Kultur der Wahrhaftigkeit» mitzuwirken. Die Mediennutzer forderte er auf, «rechtzeitig den Abschaltknopf zu bedienen».
Auch der neue Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann forderte den Schutz der menschlichen Identität. Mit Sorge sehe er den Wandel im Umgang mit dem ungeborenen Leben und der Bestattungskultur mit einer schleichende Anonymisierung des Todes.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sprach sich für einen stärkeren Dialog unterschiedlicher Religionen und Kulturen aus. «Ostern ist auch Einladung an alle Religionen, den Dialog zu pflegen», sagte er. In der globalisierten Welt kämen sich auch die Religionen immer näher. Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich verlangte ebenfalls mehr Toleranz gegenüber Menschen anderer Religionen.