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Staatssicherheit Geheime Dichter im DDR-Geheimdienst - Die Poeten des Bösen

In Erich Mielkes gefürchtetem Geheimdienstimperium existierte in den 80er Jahren ein Kreis aus jungen Dichtern. Ziel des Unternehmens war es, die Gesellschaft per Gedicht zu ändern.

Von Steffen Könau 15.10.2022, 10:00
Die Stasi sah sich selbst auch als kunstsinniger Verein: Die Außenwand  ihres Hauptquartieres in Halle schückte dieses glasierte Relief.
Die Stasi sah sich selbst auch als kunstsinniger Verein: Die Außenwand ihres Hauptquartieres in Halle schückte dieses glasierte Relief. Foto: Steffen Könau

Halle - Es sind 15 junge Männer, die nach und nach einen lange Treppe hinaufgehen, anschließend einen endlosen Gang entlang, der noch frisch poliert riecht, dann durch eine Tür in einen kleinen Seminarraum, an dessen Wand ein Bild von Erich Honecker hängt, direkt neben einer Wandleuchte aus nachgemachtem Kristall. Auf der anderen Seite des Zimmers schaut Wladimir Iljitsch Lenin auf die Versammlung herab, die langsam ihre Plätze am Konferenztisch einnimmt. Zehn Männer tragen Uniform, fünf sind in Zivil gekommen. Die meisten Anwesenden sind jung, alle haben auffallend kurzes Haar, alle wursteln Papiere aus ihren Aktentaschen. Man grüßt sich. Man kennt sich. Man teilt dasselbe Interesse, das alle auch heute wieder hierher ins Hauptquartier des Stasi-Wachregimentes „Feliks Dzierżyński“ geführt hat.