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Gebauer unterliegt VW Gebauer unterliegt VW: Tarnung, Tricks und Täuschung

Von Eva Tasche 17.11.2005, 15:19

Braunschweig/dpa. - Das Arbeitsgericht Braunschweig nahminhaltlich dazu zwar nicht ausdrücklich Stellung. Gebauers Klagegegen seine fristlose Kündigung wies das Gericht aber gleich imersten Anlauf nach einer nur eineinhalbstündigen Verhandlung ab.

Gebauer habe die Vorwürfe nicht entkräften können, dass erSchmiergeld angenommen und Spesen doppelt abgerechnet habe, befanddas Gericht. Seine Entlassung durch VW sei daher rechtens. Gebauerund sein Anwalt Wolfgang Kubicki seien den konkreten Nachweisschuldig geblieben, dass es bei hohen Geldflüssen mit rechten Dingenzugegangen sei. Außerdem hätten sie sich in Widersprüche verwickelt.

Für VW waren für die Kündigung als erstes Hinweiseausschlaggebend, wonach Gebauer an Machenschaften des Ex-Skoda-Personalchef Helmuth Schuster beteiligt gewesen sein soll. Dabei gehtes um ein weit verzweigtes weltweites Netz vonUnternehmensbeteiligungen, das sie genutzt hätten, um in die eigeneKasse zu wirtschaften. So kompliziert war dieses System, das auch derRichter immer wieder nachfragen musste. Aber was er wofür wann undweshalb ausgegeben und sich erstatten lassen hat - diese Frage konnteGebauer nicht konkret beantworten.

Es war das «System», das bei VW geherrscht habe, argumentiertendie Kläger. Der Sinn des internen Abrechnungs-Systems sei es jagewesen, Ausgaben verdeckt zu finanzieren, sagte Kubicki. Dies seimit Ersatzbelegen oder aber mit konkreten Rechnungen geschehen, fürdie es zum Teil aber keine Gegenleistungen gegeben habe. «Es gingnicht darum, irgendetwas Konkretes zu belegen, sondern gerade darum,nichts zu belegen», sagte Kubicki. Und VW-Arbeitsdirektor Peter Hartzhabe davon nicht nur gewusst. Das Konto, über das die Abrechnungengeflossen sind, sei «das Spesenkonto Hartz» gewesen.

«Ich kann nicht nachvollziehen, wenn jetzt alle sagen, sie hättennichts gewusst», sagte Gebauer. Der Mann, der für den Boulevard der«Sex-Manager» ist, berichtet vor Gericht eher scheu und stockend vonseinem Job bei dem Wolfsburger Autobauer. Als «Leiter der AbteilungPersonalprojekte» bei Volkswagen war er jahrelang für die Betreuungdes Betriebsrates zuständig. Er organisierte Reisen, Feste,Barbesuche und Prostituierte für Betriebsräte, aber auch für Vorstandund Aufsichtsräte. Für solche «Incentives» seien jährlich 500 000 bis700 000 Euro ausgegeben worden, berichtete Kubicki vor Gericht. EinPrüfung der Zahlungen sei nicht vorgesehen gewesen.

Für VW hat Gebauer damit eine besondere Vertrauensstellungmissbraucht. Und der Leiter der VW-Rechtsabteilung, MichaelGanninger, lässt auch den Hinweis nicht gelten, Gebauer sei nur denAnweisungen von Hartz und dem langjährigen Vorsitzenden desGesamtbetriebsrats, Klaus Volkert gefolgt: «Gebauer war eineFührungskraft bei Volkswagen und Volkswagen erwartet von seinenFührungskräften, dass sie über die Dinge nachdenken, die sie tun.»

Kubicki sagte dagegen nach der Verhandlung: «Das Gericht hat nichtverstanden, wie das Abrechnungssystem lief bei VW.»