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Gastbeitrag zur Gentechnik Gastbeitrag zur Gentechnik: Klonen zeigt seine Gefahr erst nach Generationen

Von Alexander S. Kekulé 19.01.2003, 18:15

Halle/MZ. - Soviel ist sicher: Die Ufo-gläubigen Raëlianer können die Weltpresse für ihre Öffentlichkeitsarbeit einspannen. Aber können sie auch Menschen klonen? Und wenn sie es können, warum wäre es eigentlich un-ethisch?

Die erste Frage ist schnell beantwortet: Sie können es nicht, ohne Wenn und Aber. Die Technik des Klonens ist extrem schwierig und muss für jede Tierart neu entwickelt werden. Mit ihrer Weihnachtsgeschichte hat die Sekte die Welt zum Narren gehalten - sie ist ebenso glaubwürdig wie die Behauptung, der Stern von Bethlehem sei ein Ufo gewesen.

Die ethische Bewertung des Klonens ist dagegen nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Natürlich sind alle vernünftigen Menschen dagegen. Aber warum eigentlich? Das gegen die Stammzellforschung angeführte Menschenrecht auf Leben greift hier nicht, da ja kein Embryo getötet, sondern im Gegenteil neues Leben erschaffen wird. Die bei Tieren beobachteten Nebenwirkungen - zum Beispiel Missbildungen, verkürzte Lebenserwartung und Tumore - könnten eines Tages beherrschbar sein. Was ist also dagegen einzuwenden, von einem Menschen ein jüngeres Zwillingsgeschwister zu schaffen?

Zwei gewichtige Argumente: Erstens müssten die schweren Nebenwirkungen bei hunderten von "Fehlversuchen" in Kauf genommen werden, bevor das reproduktive Menschenklonen - möglicherweise - eines Tages funktioniert. Solche Menschenversuche können durch die Aussicht auf Heilung einer schweren Krankheit gerechtfertigt sein - jedoch nicht durch das profane Bedürfnis, von sich selbst oder einem Anderen eine Kopie herzustellen.

Zweitens ist der Vergleich mit dem Zwillingsgeschwister schlicht falsch. Bei der Klonierung werden bestimmte Gene der Ersatzmutter mit in den Nachwuchs gemischt: Klonkinder hätten daher nicht nur zwei, sondern drei genetische Eltern - eine neue Art Menschen, die in der Natur bisher nicht vorkommt. Es ist durchaus möglich, dass dieser künstliche Gen-Mix erst nach einigen Generationen erkennbare Erbfehler hervorbringt.

Die deutsch-französische Initiative, das reproduktive Menschenklonen endlich zu verbieten, wird bei der Uno blockiert: Der zivilisierte Teil der Welt hat - im Gegensatz zur Ufo-Sekte - noch keine klare Meinung dazu. Aber das wird sich durch die Lügengeschichte vom Klonkind nun hoffentlich ändern - Raël sei Dank.

Alexander S. Kekulé (Jahrgang 1958) studierte Medizin, Biochemie und Philosophie und arbeitete am Max-Planck-Institut für Biochemie (Martinsried). Seit 1999 ist er Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Uni Halle.