1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Garley Spezialitäten Brauerei: Garley Spezialitäten Brauerei: Ein Bayer rettet die Bier-Tradition in der Altmark

Garley Spezialitäten Brauerei Garley Spezialitäten Brauerei: Ein Bayer rettet die Bier-Tradition in der Altmark

Von Steffen Höhne 09.04.2004, 15:17

Gardelegen/MZ. - Auf dem Hof der Garley Spezialitäten Brauerei herrscht zur Mittagszeit friedliche Ruhe. Zwei kleine Katzen sonnen sich auf einem leeren Fass in den warmen Frühlingsstrahlen. Zeit scheint ausreichend vorhanden. Hier wird schließlich die älteste Biermarke der Welt gebraut. Das sagt zumindest der Besitzer der Brauerei, Albert Hösl.

Der kräftig gebaute Mann macht aus seiner Liebe zum Gerstensaft keinen Hehl. Er ist der letzte Hüter einer alten Brau-Tradition in der Altmark. Im Juli des Jahres 1314 erhielten die Gardelegener das Mälzrecht. Damit wurde der Grundstein eines langen Aufschwungs gelegt, der noch heute den Häusern und Straßen der Stadt mit 12000 Einwohner anzusehen ist. Im 16. Jahrhundert stieg der Ort mit damals 176Brauereien zu einem der Zentren der deutschen Bierkunst auf. "Wegen der Qualität tranken die Leute das Bier - damals wie heute", sagt Hösl. Bis 1900 reduzierte sich die Zahl der Brauereien auf vier - heute ist nur Garley übrig.

Zu verdanken ist dies ausgerechnet im ehemaligen preußischen Kernland einem Bayern. Als die erste Privatisierung des ehemaligen VEB Garley vor neun Jahren scheiterte, übernahm Hösl das Geschäft. Er stammt aus einer alten Oberpfälzer Brauereifamilie. Der älteste Bruder besitzt noch heute die Privatbrauerei Hösl.

Rund 2,6 Millionen Euro investierte der gelernte Bankkaufmann seit der Übernahme. "Die Firma muss schließlich wieder florieren", meint Hösl. Während in der Bierbranche eine Fusion die nächste jagt, soll Garley sich ausschließlich als regionale Marke etablieren. "Unter das Dach eines Konzern gehen wir nicht", ist sich der 54-jährige Bierbrauer sicher.

Der gute Geschmack ist nach den Worten von Hösl das Erfolgsrezept. Alle Inhaltsstoffe kommen mehr oder weniger aus heimischen Regionen: das Malz aus Erfurt, der Hopfen aus Elbe- und Saalegebieten. Das Bier wird kalt gegoren und danach noch fünf Wochen in einem Keller gelagert. Dann sei der Geschmack kräftig und würzig. "Dies dauert zwar etwas länger, dafür ist unser Bier bekömmlicher als andere." Der niedrige Alkohol-Ester werde besser im Körper abgebaut, Kopfschmerzen seien da selten.

Rund 45000 Hektoliter verlassen jedes Jahr die Brauerei. Zum Vergleich: Sachsen-Anhalts größte Brauerei Hasseröder braucht dazu höchstens eine Woche. Doch für Hösl und die 15 Mitarbeiter bedeutet es Arbeit genug. Sie brauen über 13 Biersorten wie herbes Pilz und liebliches Export, Schwarzbier und Bockbier. Große Expansionsziele haben die Brauer nicht. "Wir liefern regional für Sachsen-Anhalt und wollen hier weitere Marktanteile holen", sagt Hösl.

Ein Großteil des Gewinns wird sofort in die Produktion investiert. Profitiert hat die Firma im letzten Jahr deutlich vom Dosenpfand. Der Absatz von Flaschenbier ist gegenüber den billigeren Büchsen deutlich angestiegen. Daher findet der CDU-Mann Hösl nun sogar Geschmack am grünen Umweltminister Jürgen Trittin.

Kleine mittelständische Strukturen seien wichtig. Dies zeige sich auch in Gardelegen. "Unser Brauhaus liegt in der Altstadt. In der Nachbarschaft befinden sich viele Kneipen, die Geschäftsleute und Touristen anziehen, abends herrscht so reges Leben auf den Straßen." Dies ist für Hösl neben seiner betriebswirtschaftlichen Bilanz auch ein Erfolg von Garley.