Games Convention Games Convention: Fünf Freundinnen müsst ihr sein
Halle (Saale)/mz-web.de - Einer dieser Spieler, oder besser gesagt Spielerin ist Ina Falzmann aka «fuzZeL» vom Team «Alternate aTTaX». Die 18-Jährige, die in Südwinsen nahe Celle wohnt, gewann mit ihren vier Mitspielerinnen am letzten Tag der Games Convention die Deutsche Meisterschaft der Damen in Counterstrike (CS) 5 on 5.
Das Spiel ist schnell erklärt: Es gibt zwei gegnerische Parteien, die Terroristen und die Counterterroristen. Während den auf Runden basierten Kämpfen muss jeweils eine Seite Aufgaben erfüllen. Entweder müssen die Terroristen eine Bombe legen und sie zur Explosion bringen, oder die Counterterroristen müssen die von Terroristen bewachten Geiseln befreien. Das Geschehen findet auf einem begrenzten Territorium (Map) und in einer festgelegten Rundenzeit statt.
Als große Motivation für Counterstrike nennt Ina das Teamplay und das Austüfteln und Anwenden von Taktiken. Dabei ist es für die Mannschaften unverzichtbar, ihre Spielzüge im Training theoretisch zu erarbeiten und sie auch für den Wettkampf zu Verinnerlichen. Wer blindlings durch die Maps tobt, hat auf dem Level der eSport-Elite keine Chance. Wichtig ist Ina auch die Gemeinschaft mit den Spielerinnen ihres Clans, die mittlerweile ihre Freundinnen geworden sind. Auch zu den gegnerischen Teams in Leipzig, war das freundschaftliche Klima untereinander als Selbstverständlichkeit zu beobachten. Erbitterte Konkurrenz scheint in dieser Szene ein Fremdwort zu sein.
Ina Falzmann ist in der eSport-Szene keine Unbekannte, sie gewann bereits 2005 die Deutsche Meisterschaft mit dem Team Cs-Ladies und hat mit ihren 18 Jahren schon eine beachtliche Clan-Historie aufzuweisen. Doch wer jetzt denkt, «fuzZeL» hängt tagelang vor dem Computer und spielt bis zum Umfallen Counterstrike, hat weit gefehlt. Die Ausbildung zur Zahnarzthelferin beansprucht Ina zeitlich am meisten. An den Abenden wird dann vier Mal vier Stunden in der Woche mit den Mädels vom Alternate-aTTaX-Clan geübt und kommuniziert. Zudem trainiert sie noch die Damen-Fußballmannschaft des SSV Südwinsen, in der sie auch 12 Jahre als Libero und Stürmerin aktiv spielte.
Auf die Frage wie sie zum Spiel Counterstrike gekommen ist, macht Ina ihre Brüder dafür verantwortlich. Immer wieder angestachelt, CS einmal auszuprobieren, vernachlässigte sie zunehmend die Spiele Tetris und Super Mario, die sie heute noch gerne zur Entspannung spielt, und entwickelte sich seit 2002 zu einer ausgezeichneten Spielerin in Counterstrike.
Die 18-Jährige definiert sich als professionelle Spielerin, was wohl mehr den Fähigkeiten am Rechner und weniger den finanziellen Einnahmen geschuldet sein dürfte. Gewonnene Preisgelder werden zwar zu gleichen Teilen unter den Spielerinnen aufgeteilt, reichen aber sicher heutzutage noch nicht dazu aus, um sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Sponsoren stellen dem Team die nötige Ausrüstung zur Verfügung und zahlen zudem die anfallenden Kosten für Reisen zu Wettbewerben. Falls die Mädchen von Alternate aTTaX sich auf besonders wichtige Wettkämpfe intensiv vorbereiten wollen, haben sie die Möglichkeit ein Trainingslager bei ihrem Hauptsponsor Alternate in Linden zu absolvieren. Aufgrund der örtlichen Trennung der Clan-Mitglieder, die sonst nur per Internet trainieren, kann auf diesem Wege eine deutlich bessere Vorbereitung in Angriff genommen werden.
In der Konkurrenz zu männlichen Clans gesteht Ina ein, dass diese immer noch einen Tick besser sind als die weiblichen CS-Spielerinnen. Ein Mitglied des Teams AMD 64 bemerkte in Leipzig dazu: „...,das ist wie beim Fußball“. Trotzdem sind die DFB-Damen Welt- und Europameister und nicht die Herren - war ja nur so ein Gedanke… Doch Siege gegen Clans des starken Geschlechts sind keine Seltenheit und die Geschlagenen haben teilweise doch sehr mit ihrem Ego zu kämpfen, verrät Ina mit einem wissenden Lächeln.
«fuzZeL» spielt in ihrem Clan als Spezialistin für das Scharfschützengewehr AWP und übernimmt somit mehr defensivere Aufgaben im Spiel. Wenn der Laie sieht, wie gut Ina die Gegner mit der „AWe“ trifft, wäre sie auf öffentlichen Servern für Otto-Normalspieler schon „sehr verdächtig“. Aber Übung macht eben den Meister. Falls es die Situation erfordert, steht Ina jedoch zweifellos in der ersten Reihe und hat im Halbfinale der Deutschen Meisterschaften so manche Runde als „Last Woman Standing“ für Alternate aTTaX nach Hause geholt.
Finale um die Deutsche Meisterschaft in Leipzig
Am Sonntag begann um 14.00 Uhr das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Das Turnier startete bereits Sonnabend mit vier Mannschaften. Jedes Team durfte dabei im gesamten Wettkampf nur ein einziges Mal verlieren. Alternate verlor leider das erste Spiel und musste deshalb in die so genannte Verliererrunde. Dort setzte sich der Clan durch und erreichte das Finale.
Das Problem war nun, dass aTTaX kein Spiel mehr abgeben durfte. Der Finalgegner Mousesports konnte sich hingegen eine Niederlage leisten. Gespielt werden pro Map 30 Runden – 15 als Terrorist und 15 als Counterterrorist, d.h. wer als erster 16 Runden für sich entscheidet, gewinnt die jeweilige Map.
Auf welchen Maps gespielt wird entscheidet, man höre und staune, auch bei Computerspielen der traditionelle Würfel. Ina verriet noch kurz vor dem Finale die Lieblings-Map (de_nuke) der aTTaX. Das Glück war auf ihrer Seite, Nuke war die erste Map und die Alternate-Mädels siegten souverän mit 16:6 im ersten Durchgang.
Die Map de_dust2 stand als nächste auf dem Programm und dass hieß für die Alternate-aTTaX-Mädels wiederum: hop oder top - ein Sieg war Pflicht. Dust2 begann jedoch denkbar ungünstig, weil die aTTaX-Spielerinnen in der Map als Counterterroristen starten mussten. Dazu muss man wissen, dass auf dieser Map die angreifenden Terroristen deutlich im Vorteil sind und so konnte sich das Team von Mousesports einen komfortablen Vorsprung von 11:4 herausspielen. Ihnen fehlten somit nur noch fünf Rundensiege für den Titelgewinn.
Doch nach der Halbzeit waren die aTTaX-Mädels fortan als Terroristen in der besseren Position und holten Spiel für Spiel auf. Die Mädels motivierten sich mit jedem Treffer und aus voller Kehle wurden die Rundensiege gefeiert. Kommandos und Hilferufe hallten in die Mikrofone der Headsets. Teamleader «Peewie» gab bei jedem neuen Angriff die Taktik aus. Runde um Runde ging nun an Alternate aTTax…16:14…geschafft…ein denkbar knapper, aber umso schönerer Sieg. Die Mädels sprangen von den Stühlen und fielen sich in die Arme. Ina verteidigte ihren Titel der Deutschen Meisterin im Teamwettbewerb 5 on 5 und lieferte mit ihrem Team ein großartiges Spiel ab.
Glückwunsch an die Deutschen Meister von 2006: Alternate aTTaX sind «angel.th», «fuzZeL», «Peewie», «SheeVa» und «Tiggababe».
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