Fusionsexperte Stuhlmann folgt Fischer als WestLB-Chef
Düsseldorf/dpa. - WestLB-Vorstandschef Thomas Fischer stürzt über die millionenschweren Fehlspekulationen bei der drittgrößten deutschen Landesbank. Nachfolger wird mit sofortiger Wirkung der frühere Chef der HSH Nordbank, Alexander Stuhlmann (59).
Mit Fischer wird auch Risikomanager Matthijs van den Adel aus dem Vorstand abberufen, wie Aufsichtsratschef Rolf Gerlach in Düsseldorf mitteilte. Damit fällt der Kahlschlag in der Chefetage der WestLB weniger drastisch aus, als spekuliert wurde. Der Fusionsexperte Stuhlmann sieht sich selbst als Übergangslösung an der Spitze der WestLB. Er wolle die Bank nur für eine Übergangszeit führen. Er gehe davon aus, dass es binnen Jahresfrist zu Veränderungen in der Landesbankenszene kommen werde.
Der bisherige WestLB-Chef Fischer war wegen millionenschwerer Fehlspekulationen im Eigenhandel unter Druck geraten, die in der Folge zu Verlusten von bislang 243 Millionen Euro führten. Die deutsche Bankenaufsicht BaFin hatte die Ermittlungen aufgenommen.
Einzelheiten aus dem Bericht der Sonderprüfer nannte Gerlach nicht. Es habe aus der laufenden Sonderprüfung Erkenntnisse gegeben, die den Aufsichtsrat veranlasst hätten, diese Entscheidung zu treffen. Nähere Angaben zu den Konditionen der Abberufung Fischers und van den Adels machte er ebenfalls nicht.
Nach Gerlachs Angaben fiel die Entscheidung für Stuhlmann einstimmig. «Wir haben genau den richtigen Mann gefunden, um die Bank in ruhiges Fahrwasser zu führen». Die WestLB solle unter Stuhlmann eine aktive Rolle bei der Konsolidierung der Landesbanken in Deutschland spielen. Die WestLB könne in diese Gespräche mit begründetem Selbstbewusstsein gehen.
Fischers Nachfolger ist ein erfahrenen Banker: Acht Jahre lang führte der Jurist Stuhlmann die HSH Nordbank, die im Juni 2003 aus der Fusion der Landesbanken Hamburg und Kiel entstanden ist. Anfang des Jahres hatte Stuhlmann die HSH Nordbank verlassen, nachdem der private Investor Christopher Flowers bei der Landesbank eingestiegen war.
Die Personalentscheidung ist Folge einer Affäre, die die WestLB seit Monaten in den Schlagzeilen hielt und auch die Politik beschäftigte. Bereits im April waren die Fehlspekulationen bekannt geworden.