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Führungswechsel bei der Commerzbank

06.11.2007, 17:20

Frankfurt/Main/dpa. - Die Commerzbank hat in turbulenten Zeiten die Weichen für einen Führungswechsel gestellt: Der derzeitige Firmenkundenchef Martin Blessing soll im Mai 2008 Vorstandschef Klaus-Peter Müller ablösen, der - wie seit Monaten spekuliert - in den Aufsichtsrat wechselt.

Es gilt als ausgemacht, dass Müller dann auch Vorsitzender des Kontrollgremiums wird. Müller verkündete am Dienstag, dass die Bank von der US- Immobilienkrise in diesem Sommer deutlich stärker belastet wurde als zunächst erwartet. Die Einbußen summierten sich auf 291 Millionen Euro. Die Bank hatte für das zweite und dritte Quartal aber nur mit insgesamt 80 Millionen Euro Abschreibungen gerechnet. Andere Banken hatten Milliardenbeträge in dem noch immer kriselnden US-Markt für zweitklassige Hypothekenkredite (subprime) verloren, in dem die Commerzbank mit 1,2 Milliarden Euro engagiert ist.

Trotz der höheren Abschreibungen steigerte der DAX-Konzern seinen Gewinn im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr kräftig und erreichte schon Ende September sein Ergebnisziel für das Gesamtjahr. Das Commerzbank-Management bekräftigte das Ziel, in diesem Jahr die bereinigte Eigenkapitalrendite nach Steuern auf mehr als zwölf Prozent zu erhöhen.

Laut Mitteilung der Bank in Frankfurt zeigte sich Müller auch zuversichtlich für 2008: «Falls die Märkte sich nicht weiter verschlechtern, sind wir zuversichtlich, die Eigenkapitalrendite auch im kommenden Jahr weiter steigern zu können.» Finanzvorstand Eric Strutz sagte in einer Telefonkonferenz: «Für das vierte Quartal erwarten wir ein gutes Ergebnis.»

Von Juli bis Ende September 2007 verdiente die Bank unter dem Strich 339 Millionen Euro und damit rund 56 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings profitierte Deutschlands zweitgrößte Bank auch von einem Steuereffekt. Zudem war das Vorjahresquartal wegen einer überaus hohen Risikovorsorge im Zusammenhang mit der Übernahme des Immobilienfinanzierers Eurohypo vergleichsweise schlecht ausgefallen.

In den ersten neun Monaten summierte sich der Überschuss auf 1,72 Milliarden Euro und war damit schon Ende September höher als im gesamten Vorjahr (1,6 Mrd Euro). Angestrebt hatte der Konzern für 2007 einen Gewinn von 1,5 Milliarden Euro. «Alles was wir jetzt noch an Gewinn erwirtschaften ist sozusagen das Sahnehäubchen», sagte Finanzvorstand Strutz.

Die Aktionäre sollen an der Gewinnsteigerung mit einer höheren Dividende beteiligt werden. Für 2006 waren 75 (Vorjahr: 50) Cent je Papier ausgeschüttet worden. Am Dienstag setzte sich die Aktie mit zeitweise mehr als zweieinhalb Prozent Plus an die Spitze des Leitindex DAX.

Nach der Hauptversammlung am 15. Mai 2008, die über die Dividendenerhöhung abstimmen wird, soll der Betriebswirtschaftler und ehemalige McKinsey-Berater Blessing die Leitung der Bank übernehmen. Der 44-Jährige gehört seit November 2001 dem Commerzbank-Vorstand an und sanierte zunächst das Privatkundengeschäft. «Martin Blessing hat maßgeblich an der Neuausrichtung der Commerzbank in den letzten Jahren mitgewirkt und steht somit für strategische Kontinuität», erklärte Müller laut Mitteilung der Bank.

Als Nachfolger von Blessing im Commerzbank-Vorstand bestellte der Aufsichtsrat am Dienstag Markus Beumer (43), derzeit Leiter der Mittelstandsbank. Ebenfalls neu in den Vorstand kommt Frank Annuscheit (45), der für das weltweite IT-Geschäft zuständig ist. Beide rücken zum 1. Januar 2008 in den Vorstand.

Grund für den vorzeitigen Wechsel Müllers - der 63-Jährige hat einen Vertrag als Vorstandschef bis zur Hauptversammlung 2010 - ist der altersbedingte Rückzug von Aufsichtsratschef Martin Kohlhaussen. Kohlhaussen wurde am Dienstag 72 Jahre alt und erreichte damit die bei dem DAX-Konzern intern geltende Altersgrenze. Er räumt daher seinen Posten mit Ablauf der Hauptversammlung 2008.

Presseberichten zufolge verzichtet Müller bei seinem vorzeitigen Wechsel in den Aufsichtsrat auf eine Erfüllung seines Vertrages als Vorstandschef. Im vergangenen Jahr kassierte Müller als Vorstandsvorsitzender 4,476 Millionen Euro, Aufsichtsratschef Kohlhaussen kam auf 230 000 Euro. Die Commerzbank wollte dies nicht kommentieren.