1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Fruchtsaft-Hersteller: Fruchtsaft-Hersteller: Glockengold ist die Nummer eins in Schweden

Fruchtsaft-Hersteller Fruchtsaft-Hersteller: Glockengold ist die Nummer eins in Schweden

Von Manuela Bank 19.10.2003, 14:53

Laucha/MZ. - Bescheidenheit ist bei der Glockengold Fruchtsaft GmbH in Laucha (Burgenlandkreis) nicht angebracht. Dreizehn Jahre besteht das Unternehmen mittlerweile, 75 Mitarbeiter arbeiten hier und das Produktionsvolumen an Saft, Nektar und weiteren Getränken wird in diesem Jahr rund 100 Millionen Liter betragen.

Allerdings, "angemessene Zurückhaltung", so Vertriebs- und Marketingleiter Hans Jürgen Helm, gehöre zur Firmenphilosophie. Er räumt jedoch schnell ein, dass die Entwicklung von Glockengold eine Erfolgsgeschichte sei, dass das Unternehmen heute zu den Top 15 der deutschen Fruchtsaftindustrie gehöre. Dabei sah es nach der Wende nicht danach aus, dass in Laucha weiterhin Fruchtsaftgetränke produziert würden. Die Privatisierungsverhandlungen für den ehemaligen VEB Ogis, der zu DDR-Zeiten dort ansässig war und Kindersäfte, wie das bei Jung und Alt beliebte "Früchte C" produzierte, verliefen nicht positiv.

"Die Liquidation war beschlossene Sache. Die Treuhand schickte ihre Totengräber", sagt Helm. Das sei das Signal zur Eigeninitiative gewesen. Im Rahmen eines so genannten Management-Buy-Out kauften Mitarbeiter sich ein und übernahmen 1992 die Firma. Auch heute sind die Männer der ersten Stunde, Christian Dabbert und Helmut Gottschalk, Geschäftsführer und alleinige Gesellschafter.

Jedoch der Anfang war schwer: "Ein besetzter Markt, kein Kapital, keine Beziehungen", fasst Helm die Ausgangsbasis zusammen. Bereits 1990 hatte sich der Betrieb von der Kindersaftherstellung verabschiedet und auf Fruchtsaftgetränke aller Art umgestellt. Doch die neugeborene Marke Glockengold - eine Verneigung vor Laucha und seinem Glockenmuseum - kannte niemand. Auch Helm, der bereits bei Ogis gearbeitet hatte, unternahm die "Canossa-Gänge zu den großen Handelsketten." Letztlich mit Erfolg: Heute produziert Glockengold nicht nur die eigene Marke, sondern auch verschiedene Handelsmarken.

Das Sortiment ist groß. Von Klassikern wie Apfel- und Orangensaft, die zurzeit den größten Posten stellen, reicht das Angebot bis hin zu Fruchtmixgetränken, wie ACE-Drinks oder einem ballaststoffhaltigen Frühstücksgetränk. Verarbeitet werden hauptsächlich Konzentrate. Es gibt aber auch noch die Lohn-Most-Produktion vor Ort, in der Klein- und Großerzeuger ihre Apfelernte einbringen können. Um auf dieses Produktionsniveau zu kommen, wurde in Laucha einiges in vier moderne Produktionsanlagen investiert. "In all den Jahren gut 18 Millionen Euro."

Der Erfolg für Glockengold kam anfangs über den Export: "Das haben wir früh als Chance erkannt", so Helm. Vor allem in ehemalige sozialistische Länder gingen die Produkte Anfang der 90er Jahre. In Tschechien und der Slowakei war Glockengold bekannter als in Deutschland. Heute gehen immerhin noch 20 Prozent des Gesamtvolumens ins Ausland. Der Schwerpunkt ist Skandinavien: "In Schweden gehört die Marke in einigen Bereichen zu den Marktführern".

Aber Glockengold exportiert nicht nur, das Unternehmen engagiert sich auch im Ausland: Ein Fruchtsaftbetrieb wurde in der Nähe Moskaus aufgebaut. An ihm ist Glockengold mehrheitlich beteiligt, genauso wie an einem Teeproduzenten in Tschechien. Und zurzeit laufen Gespräche über eine Beteiligung in Usbekistan. Auch das passt in die Firmenphilosophie: "Wir haben uns immer global verstanden", sagt Helm. So genannte "Ostprodukte" produziere man nicht - auch wenn der bereits zu DDR-Zeiten beliebte Rote-Früchte-Drink mit Eisen wieder im Sortiment ist. "Der erfreut sich aber auch zunehmender Beliebtheit in den alten Bundesländern."