Frischli Milchwerk Frischli Milchwerk: Das Leckermäulchen lebt in Weißenfels
Weißenfels/MZ. -
Das Frischeprodukt Leckermäulchen mit den frechen Zöpfen auf den Verpackungen lacht. Leckermäulchen ist der Star neben den H-Milch-Produkten der Frischli Milchwerk Weißenfels GmbH . Dabei hatte es 1990 so ausgesehen, als sei die geschäumte Milch-Quarkspeise, in der DDR eine begehrte Bückware, für immer aus den Regalen verschwunden. Die Konkurrenz solcher Marken wie Danone oder Ehrmann war erdrückend. Die süße Quarkspeise, die an 18 verschiedenen Orten der DDR produziert worden war, räumte das Feld für immer - schien es.
Mann mit Ausdauer
Doch nicht für Dieter Gorzki. Er ist ein Mann mit Ausdauer. Er hält durch. Der 120-Kilo-Mann schwimmt nicht nur Strecken wie von Altefähr auf Rügen nach Stralsund durch die Ostsee. Er war auch zehn Jahre Vorsitzender eines Sportvereins. Am 1. Juli war der 55-Jährige 25 Jahre ununterbrochen Werkleiter in der Molkerei in Weißenfels. Seine Mitarbeiter haben 1990 geheim abgestimmt und ihn danach gebeten, sie durch die Wirren der Zeit zu führen. In einer Nacht- und Nebelaktion löste sich die damalige Molkerei Weißenfels aus dem Molkerei-Kombinat Merseburg, einer genossenschaftlichen Einrichtung.
Bei zahllosen Reisen in die alte Bundesrepublik suchte Gorzki in den ersten Monaten des Jahres 1990 einen markterfahrenen Partner. Ziel war es, Weißenfels als Molkerei-Standort zu erhalten. "Die meisten wollten aber nur unsere Milch im Westen verarbeiten. Freie Kapazitäten waren genügend vorhanden", erinnert sich der Bernburger. "Dass wir auf den niedersächsischen, traditionsreichen Familienbetrieb "Frischli" in Rehburg-Loccum bei Hannover stießen, erwies sich als Glücksfall", sagt Gorzki. Gemeinsam mit Milchbauern aus der Region kauften sie der genossenschaftlichen Molkerei in Merseburg für einen Millionenbetrag die alte Molkerei ab. Frischli spendierte gebrauchte Anlagen. Die ersten Schritte in der Marktwirtschaft waren getan. In dieser Übergangszeit starb Leckermäulchen. Auch der ehemalige Kombinatsbetrieb in Merseburg überlebte nicht. Die Milchwirtschaft in den neuen Ländern sortierte sich neu. 1990 gab es im damaligen Bezirk Halle 29 Molkereien. Heute sind es im selben Gebiet noch drei. In Weißenfels verarbeiteten 1990 die 70 Beschäftigten täglich 90 000 Liter Milch.
Fünf mal mehr
Heute schaffen 88 Beschäftigte die fünffache Menge. Hinzu kommen noch 30 Kraftfahrer, die für das Einsammeln der Milch und das Verteilen der Produkte sorgen. Die Milch kommt von 113 Sammelstellen in Sachsen-Anhalt und Sachsen. "Wir sind gewissermaßen die Molkerei von Halle und Leipzig", lacht Gorzki. "Unser Marktanteil liegt dort bei 60 Prozent. Gelingen konnte das, weil die Milchbauern immer zu uns gehalten haben", erklärt der Diplom-Ingenieur für Milchwirtschaft.
Um das zu erreichen, hat Frischli insgesamt 35 Millionen Euro investiert. Die alte Molkerei wurde abgerissen, in der Nachbarschaft eine neue Produktionsstätte errichtet. "Das war der richtige Weg", resümiert Gorzki mit Blick auf die Ergebnisse. Dem Umsatz nach lag die Frischli-Gruppe 2004 in Deutschland mit 280 Millionen Euro an zwölfter Stelle der Branche. Aus Weißenfels wurden 65 Millionen Euro beigesteuert. Dafür war auch Leckermäulchen verantwortlich.
1995, am Beginn der Ostalgie-Welle, erinnerten sich viele Kunden an das einstige Lieblings-Dessert. Beim Partner in Rehburg-Loccum stieß Gorzki mit der Idee zur Wiederbelebung zunächst auf Skepsis. Aber der Ausdauer-Mann ließ nicht locker. Zur Grünen Woche wurde das neue Leckermäulchen mit einer von einst sechs auf 21 Tage verlängerten Haltbarkeitsfrist und im neuen Gewand präsentiert. "Das Echo war einmalig", erinnert sich Gorzki. Handelsketten standen Schlange. Das habe es nie wieder gegeben. Inzwischen beträgt Leckermäulchens Marktanteil unter den Dessertspeisen im Osten elf Prozent und 2,7 im Westen. 2004 liefen über 40 Millionen Becher in 21 Geschmacksrichtungen vom Band. Tendenz steigend.
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