Freenet übernimmt Konkurrenten Debitel
Hamburg/Montabaur/dpa. - Die Telekom-Unternehmen Freenet und Debitel schließen sich zum drittgrößten Mobilfunkanbieter Deutschlands zusammen.
Die Übernahme von Debitel sei ein «Meilenstein» in der Geschichte von Freenet und werde innerhalb von zwei bis drei Monaten abgeschlossen, sagte Freenet-Chef Eckhard Spoerr.
Das zusammengeschlossene Unternehmen kommt auf einen Umsatz von knapp 5 Milliarden Euro und rund 19 Millionen Kunden. Freenet-Großaktionär United Internet kritisierte die Akquisition und prüft rechtliche Schritte dagegen. Von einem Angebot für Freenet, wie zuvor mit Drillisch geplant, nehme die Gesellschaft Abstand, sagte ein Sprecher von United Internet.
Begleitet von neuerlichem Störfeuer von United Internet und Drillisch hatte der Aufsichtsrat von Freenet in der Nacht zum Montag den Kauf der Debitel AG vom Finanzinvestor Permira abgesegnet. Die Transaktion hat einen Wert von 1,63 Milliarden Euro, der sich zum Großteil aus den Schulden der Stuttgarter Debitel-Gruppe zusammensetzt. Permira soll im Gegenzug eine Beteiligung von 25 Prozent an Freenet erhalten und wird damit größter Einzelaktionär vor United Internet und Drillisch, die nach der Akquisition knapp 19 Prozent halten werden. Die Kartellbehörden müssen dem Kauf von Debitel noch zustimmen. «Ich erwarte, dass dies in den kommenden vier Wochen geschieht», sagte Spoerr.
Das Unternehmen will sich nun von seinem Breitbandgeschäft trennen, um die Schulden von über einer Milliarde Euro abzubauen. Dazu würden derzeit die Optionen geprüft, sagte Spoerr. Als mögliche Bieter gelten United Internet, Versatel und Telefónica. Den Wert schätzte Spoerr auf rund 400 Millionen Euro. Nach dem Schuldenabbau hält der Manager weitere Zukäufe für denkbar: «Ich kann mir vorstellen, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt mit Drillisch darüber verhandeln könnten», sagte er. Die Absenkung der Schulden habe aber Vorrang.
Eine Konsolidierung der Mobilfunkprovider erwarten Experten schon seit einigen Jahren, da die Margen beim Handel mit Handy-Verträgen immer schmaler werden. Debitel wie auch Freenet hatten in der Vergangenheit wiederholt Möglichkeiten für eine Fusion ausgelotet, dies aber damals verworfen. Spoerr verspricht sich von dem Zukauf bessere Wachstumschancen im hartumkämpften Mobilfunk-Markt.
Zusammen kommen die beiden Unternehmen auf über 1000 Filialen. "Unser Vertriebsmacht wird enorm gestärkt", sagte Spoerr. Er erwartet jährliche Einsparungen in Höhe von mindestens 50 Millionen Euro. Dazu würden auch Arbeitsplätze gestrichen, sagte der Manager, ohne Details zu nennen. Debitel und Freenet beschäftigen zusammen 7500 Menschen.
Spoerr wie auch Debitel-Chef Oliver Steil rechnen mit einem kräftigen Ergebnisschub durch den Zusammenschluss. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) der verbundenen Gesellschaften soll von zuletzt 349 Millionen Euro im kommenden Jahr auf mindestens 450 Millionen Euro ansteigen, wie Spoerr betonte. Entgegen früheren Spekulationen bleibt er Vorstandschef. Debitel-Chef Oliver Steil soll wie auch Finanzvorstand Joachim Preisig in den Vorstand von Freenet einziehen.
Mit dem Debitel-Kauf durchkreuzt Spoerr die Pläne von United Internet und Drillisch, die Freenet komplett übernehmen wollten. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth hatte zuletzt eine Erhöhung einer möglichen Offerte auf 16 Euro pro Freenet-Aktie angekündigt. Die Unternehmen wollten die frühere mobilcom AG aufteilen. United Internet ist an dem DSL-Geschäft interessiert, Drillisch am Mobilfunkgeschäft. Der United-Internet-Sprecher nannte die Entscheidung für den Debitel-Kauf «skandalös». «Die Zustimmung von Vorstand und Aufsichtsrat der Freenet AG zur Debitel-Übernahme beendet unsere Bereitschaft, ein Übernahmeangebot zu unterbreiten.»
Rückendeckung erhielt die Freenet-Führung vom künftigen Großaktionär Permira. Er glaube, dass die Freenet-Aktie noch Potenzial habe, sagte Permira-Manager Jörg Rockenhäuser. Er betonte, dass der Finanzinvestor nicht langfristig an dem Unternehmen beteiligt bleiben wolle. «Wir sind kein Aktienfonds, daher werden wir wahrscheinlich nicht vier oder fünf Jahre investiert bleiben.» Es gebe aber keine Pläne, bereits nach der Hauptversammlung 2008 zu verkaufen, die im Juni oder Juli stattfinden soll. Permira hatte Debitel Mitte 2004 von Swisscom für knapp 800 Millionen Euro übernommen.