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Forscher: Ötzi trug Kleidung aus Schafwolle

21.08.2008, 09:12

Saarbrücken/dpa. - Der weltbekannte Steinzeit-Geltschermann Ötzi hat nach Erkenntnissen von deutschen Forschern Kleidung aus Schafsfell und teilweise aus Kuhfell hergestellte Schuhe getragen.

Damit werde die These gestärkt, dass Ötzi zu der fortschrittlichen Gruppe der Bauern und Viehzüchter gehört haben könnte und nicht als Jäger und Sammler unterwegs war, sagte Klaus Hollemeyer vom Institut für Technische Biochemie der Saarland-Universität am Mittwoch in Saarbrücken. Nach Worten Hollemeyers gibt es seit längerem zwischen Experten Streit über die mögliche Herkunft Ötzis.

Die überraschend gut erhaltene Mumie des Steinzeitmenschen ist mit rund 5300 Jahren die älteste bekannte Gletschermumie der Welt. 1991 war Ötzi an einem Gletscher am Alpenübergang Tisenjoch unweit der heutigen italienisch-österreichischen Grenze gefunden worden. Die Entdeckung hatte weltweit für großes Aufsehen gesorgt.

Die Saarbrücker Forscher untersuchten Haarproben der Kleidung mittels einer selbst entwickelten Methode. Dabei wurden mit Hilfe eines Enzyms die Proteine der Proben gespalten. Die Spaltprodukte konnten dann mit einem speziellen Massenspektrometer untersucht werden, erläuterte Hollemeyer. Die Proteine seien stabiler als etwa Erbgut-Proben, die wegen des Alters des Fundes größtenteils zerstört seien.

Die Muster, die bei der Untersuchung zutage treten, ließen erkennen, von welchem Tier die Fellproben stammten. So sei es anhand von Referenzproben möglich gewesen, festzustellen, dass Ötzis Mokassins nicht wie bisher vielfach angenommen aus Hirsch- oder Rehfell, sondern aus Rinderfell gemacht seien. Die Hosen und der Mantel seien aus Schafsfell hergestellt worden, sagte Hollemeyer.

Mit der Methode hatten die Saarbrücker Wissenschaftler im vergangenen Jahr in den USA einen Pelz-Skandal aufgedeckt. Sie wiesen mit ihren Test nach, dass ein Anbieter statt synthetischen Pelz, Felle von Tieren für die Produktion von Kleidung benutzt hatten. Die Methode könnte auch helfen, dass von der EU verhängte Verbot für die Verwendung von Katzen- oder Hundehaaren in der Bekleidungsindustrie zu überprüfen, sagte Hollemeyer.

Die Studie mit Hilfe des sogenannten Malditof-Massenspektrometers wird im Fachjournal «Rapid Communications in Mass Spectrometry» präsentiert.