Flugzeugbau Flugzeugbau: Machtkampf um EADS-Führung beendet
Paris/München/dpa. - Nach Angaben aus EADS-Kreisen fiel die Entscheidung erst amSamstagmorgen in einer Telefon-Konferenz des Verwaltungsrates,nachdem am Vortag noch Gespräche mit dem Pariser Wirtschafts- undFinanzminister Thierry Breton geführt worden seien. Der Durchbruchsoll jedoch schon am Donnerstag unter vier Augen zwischen den EADS-Präsidenten, dem Daimler-Vertreter Manfred Bischoff und dem PariserGroßaktionär Arnaud Lagardère, in München geschafft worden sein.
Der Kompromiss sieht auch wichtige Weichenstellungen in derzweiten Reihe vor: In Paris hielt Breton zufrieden fest, dass Endersund Forgeard künftig mit Jean-Paul Gut und Hans Peter Ring zweibeigeordnete Generaldirektoren für das Tagesgeschäft erhalten. Daswar eine französische Forderung, um Gegengewicht zu schaffen und einBalance in der Führungsspitze. Es ändert aber nichts daran, dassDeutsche mit Airbus und der Rüstung jetzt die Sparten mit vierFünftel des EADS-Geschäfts führen. Zudem hatte es kurz vor derEinigung noch geheißen, erstmals solle ein Franzose denVerteidigungsbereich leiten. Doch dazu kam es nicht.
Auslöser des eskalierenden Gerangels auf hoher Ebene warenVersuche Forgeards gewesen, alleine die Führung des Konzerns zuübernehmen oder als EADS-Chef seine Position bei Airbus zu behalten,was vom Großaktionär DaimlerChrysler abgeblockt wurde. Als sichDeutsche und Franzosen grundsätzlich einig waren, dass Forgeard undEnders das Schmuckstück europäischer Industrie im Duo leiten sollten,steckte der Teufel lange Zeit noch im Detail. An der Seine ging dieAngst um, die deutsche Seite könnte auf absehbare Zeit den Ton in demgrößten europäische Flugtechnikkonzern angeben.
In Kreisen des EADS-Großaktionärs DaimlerChrysler wird die Lösungder EADS-Führungskrise als Sieg für DaimlerChrysler-Chef JürgenSchrempp interpretiert. Schrempp soll sich am Freitag nochmalspersönlich in die letzten Verhandlungen eingeschaltet haben, um eineVerschiebung der Machtbalance zu Gunsten der Franzosen zu verhindern.Ein Sprecher des Stuttgarter Autokonzerns wollte dies indessen nichtkommentieren und sprach lediglich von einer guten Lösung, die dieTragfähigkeit der deutsch-französischen Zusammenarbeit gezeigt habe.
Bischoff und Lagardère sprachen von einem «exzellenten Team», das«sowohl die einzigartige Position der EADS als multinationalesUnternehmen, als auch die starke Stellung des Unternehmens imWeltmarkt» reflektiere. Sie waren ein Echo zu Thierry Breton, der inParis «das, global gesehen, gute Gleichgewicht zwischen Franzosen undDeutschen» lobte. Die Besten und Kompetentesten träten nun an.
Auch unterhalb der Führungsriege fielen wichtige Entscheidungenfür das künftige EADS-Management: Der Verwaltungsrat löste denbisherigen Geschäftsbereich Luftfahrt (Aeronautics) auf und gründeteden neuen Geschäftsbereich Hubschrauber mit dem Eurocopter-ChefFabrice Brégier an der Spitze.
Auch die Zuständigkeiten der Co-Chefs für die einzelnen Spartenwurden klar geregelt: Danach überwacht Forgeard die Airbus-Sparte mitHumbert, den Bereich Raumfahrt mit dem Franzosen Francois Auque ander Spitze sowie den Finanzchef Ring. Enders wird nun doch derdirekte Chef von Brégier und Zoller sowie des Marketing- undStrategievorstands Gut.