1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Flugzeugbau: Flugzeugbau: Airbus weist Meldungen über Werksverkauf zurück

Flugzeugbau Flugzeugbau: Airbus weist Meldungen über Werksverkauf zurück

11.10.2006, 06:56
Ein Airbus-Angestellter arbeitet m niedersächsischen Werk in Stade an einer Leitwerkskonstruktion (Archivfoto vom 11.03.2004). (Foto: dpa)
Ein Airbus-Angestellter arbeitet m niedersächsischen Werk in Stade an einer Leitwerkskonstruktion (Archivfoto vom 11.03.2004). (Foto: dpa) dpa

Hamburg/Paris/dpa. - «Das entbehrtjeder Grundlage, das ist falsch», sagte Puttfarcken in Hamburg.Entscheidungen über einen Verkauf deutscher Airbuswerke seien nichtgefallen. Die «Bild»-Zeitung hatte unter Berufung auf Insiderberichtet, Airbus wolle sich von fünf deutschen Werken trennen. Überdie Auswirkungen des milliardenschweren Sparprogramms auf dieeinzelnen Standorte soll bis Anfang 2007 entschieden werden.

Laut «Bild»-Zeitung sollen die niedersächsischen Werke inNordenham (2200 Mitarbeiter), Stade (1600 Mitarbeiter), Varel (1300Mitarbeiter) und Buxtehude (400 Mitarbeiter) sowie Laupheim in Baden-Württemberg (1100 Mitarbeiter) an Investoren verkauft und dannkostengünstiger als Zulieferer für Airbus weiterbetrieben werden. DieBeschäftigten sollten ihre Arbeitsplätze behalten, aber zuschlechteren Tarifbedingungen arbeiten.

Ein möglicher Auslöser für die Spekulationen könnte eine Studievon Goldman Sachs sein, in der die Investmentbank Ende Septemberdafür plädierte, dass Airbus die vertikale Integration verringere undsich auf strategisch bedeutsame Fertigungen konzentriere. GoldmanSachs hatte Nantes und Meultes in Frankreich sowie Stade, Buxtehude,Varel und Nordenham in Deutschland und Ilescas in Spanien als nichtzum Kerngeschäft gehörende Einheiten eingestuft. Die Studie wurde vonGoldman Sachs nicht im Auftrag von Airbus, sondern nur für denFinanzmarkt erstellt.

Mit der Krise bei Airbus, die durch die Probleme mit dem RiesenjetA380 ausgelöst wurde, will sich am Donnerstag auch der 7. deutsch-französische Ministerrat in Paris befassen. Die Regierung wird sichnach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) mitaller Kraft für die deutschen Airbus-Standorte einsetzen. Bei derSanierung des angeschlagenen Flugzeugbauers «werden wir daraufachten, dass mögliche Lasten (zwischen Deutschland und Frankreich)fair verteilt werden», erklärte Glos. Die Unternehmensführung müssejetzt zügig entscheiden und die Mitarbeiter dabei angemessenbeteiligen, sagte Glos. Der französische Industrieminister FrançoisLoos versicherte im Rundfunk, es werde bei Airbus keine «brutaleNeuorientierung» in der Produktionsaufteilung zwischen Frankreich undDeutschland geben.

Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte in Berlin, die zuständigenMinisterien werden sich vor den Beratungen mit der französischenRegierung im Bundeskanzleramt auf eine gemeinsame Linie verständigen.Derzeit stünden für die Politik keine Entscheidungen an.

Der neue Airbus-Chef Louis Gallois kommt am Donnerstag in dasAirbus-Werk in Hamburg. «Es ist kein Krisengespräch, sondern einAntrittsbesuch», betonte Puttfarcken. Dann ist auch ein erstesGespräch von Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern geplant,bei dem Möglichkeiten zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung bei AirbusDeutschland diskutiert werden sollen. «Wir werden beraten, wie wirmöglichst klug dem Auslastungsloch bei A380 begegnen», sagtePuttfarcken.

Mit dem noch von dem am Montag zurückgetretenen Airbus-ChefChristian Streiff entworfenen rigorosen Sanierungsplan «Power8», andem nicht gerüttelt werden soll, sollen ab 2010 die Kosten nachhaltigum mindestens zwei Milliarden Euro gesenkt werden. Der RiesenairbusA380 kommt deutlich später als geplant und wird die EADS mindestensfünf Milliarden Euro zusätzlich kosten. Nach Angaben von Airbus sollim nächsten Jahr ein A380 ausgeliefert werden, 13 Flugzeuge im Jahr2008 und 25 im Jahr 2009. Ursprünglich sollte die erste A380 Ende2006 an den Startkunden Singapore Airlines gehen.

Der Sanierungsplan wird dem europäischen Flugzeugbauer nach denWorten des französischen Wirtschaftsministers Thierry Breton seinePosition vor Boeing sichern. Die Aussage des zurückgetretenen Airbus-Chefs Christian Streiff, Airbus liege 10 bis 15 Jahre hinter Boeingzurück, sei verzerrt worden, sagte Breton. Streiff hatte selbsterklärt, Airbus werde zwei bis drei Jahre hinter Boeingzurückgeworfen und könne dies nur in zehn bis 15 Jahren aufholen.

Unterdessen hat Singapore Airlines dem Airbus-Konkurrenten Boeingeinen Festauftrag für 20 Verkehrsflugzeuge vom Typ 787-9 Dreamlinerund eine Optionen für 20 weitere dieser Maschinen erteilt. Dies gabBoeing am Mittwoch bekannt. Die asiatische Fluggesellschaft hattebereits im Juni eine Absichtserklärung zum Kauf der Flugzeugeunterzeichnet, die - zu Listenpreisen - zusammen rund 4,5 MilliardenDollar (3,6 Mrd Euro) kosten.

Die zentralen Produktionsstandorte für den Airbus A380 (Grafik: dpa)
Die zentralen Produktionsstandorte für den Airbus A380 (Grafik: dpa)
dpa