Flugplatz Altenburg-Nobitz Flugplatz Altenburg-Nobitz: Billigflieger nicht haltbar

Erfurt/dpa. - Thüringen sieht für den Flugplatz inAltenburg-Nobitz mit seinem Billigflugangebot keine Zukunft. Das Landwerde sich daher auch künftig nicht an dem hoch defizitären Flughafenfinanziell beteiligen, erklärte Verkehrsminister Christian Carius(CDU) am Dienstag bei der Vorlage einer Wirtschaftlichkeitsstudie.Außerdem werde Thüringen zum nächsten Jahr die Förderung einstellen.
Die Studie im Auftrag des Ministeriums kommt zu dem Schluss, dassdie Billigflieger-Strategie der Region zwar Arbeitsplätze undWirtschaftswachstum bringe - die notwendigen Kosten für Kommunen undLand dafür aber zu hoch seien. «Die Haushaltssituation derkommunalen Gesellschafter und des Landes ist nicht geeignet, jedeAktivität, die zu regionalwirtschaftlich positiven Ergebnissen führt,zu fördern.»
Altenburg wird derzeit nur von dem irischen Billigflieger Ryanairangesteuert. Selbst wenn der Flughafen statt 140 000 rund 350 000Passagiere im Jahr befördern würde, bleibe er in der Verlustzone,sagte Gutachter Klaus Esser. Ohne den Billigflieger sei es dagegenmöglich, dass die Gesellschafter - vor allem Stadt und LandkreisAltenburg - ihre Zuschüsse innerhalb der nächsten fünf Jahre auf Nullsenken könnten. Die Region solle stattdessen die Ansiedlung vonUnternehmen aus der Autoindustrie und dem Maschinenbau fördern.
Der Streit um den Flughafen Altenburg schwelt seit Jahren und istvor allem auch ein Kampf der Regionen. Die Ostthüringer fühlen sichbenachteiligt, weil die Regierung an dem ebenfalls defizitären aberlandeseigenen Flughafen Erfurt festhält. Der Altenburger LandratSieghardt Rydzewski (parteilos) reagierte scharf auf die Entscheidungdes Ministers: Die Regierung habe das Altenburger Land wohlgedanklich abgehakt und endgültig an den Rand geschoben. «Opel istalles, Altenburg ist nichts.» Das Ergebnis heiße nichts anderes, alsdass der Flugplatz platt gemacht werden soll. Es sei unsinnig, denGeschäftsbetrieb ohne Luftverkehr aufrecht zu erhalten.
Tatsächlich äußert sich die Studie nicht dazu, wer in dem Szenariomit dem Namen «General Aviation» künftig von dem Flugplatz ausstarten soll. Minister Carius verwies auf die Gesellschafter: Was dieaus der Studie machen würden, liege allein in deren Hand.
Der Flughafen Altenburg schreibt seit Jahren rote Zahlen. Das Landhatte 2009 und 2010 bereits zusammen 450 000 Euro für dieFlugsicherungskosten übernommen, sagte Carius. Insgesamt habeThüringen seit 1992 rund 17 Millionen Euro investiert.
Trotzdem sind die Flugplatzbetreiber an der Grenze ihrerLeistungsfähigkeit. Ende vorigen Jahres kündigte der KreisAltenburger Land an, seine Mehrheitsanteile verkaufen zu wollen.Allerdings werde der Kreis auch künftig noch Anteile halten. DieStadtwerke Altenburg wollen ihre Beteiligung von 19 Prozent dagegenso schnell wie möglich komplett loswerden. Im Juli hieß es, es gäbemehrere Interessenten - ein Investor sei aber noch nicht endgültiggefunden.
Immer wieder hatten Stimmen aus der Region gefordert, dass Landsolle sich an dem Flughafen beteiligen. Carius kündigte unterdessenan, dass bis Ende 2011 auch eine Wirtschaftlichkeitsstudiezum Flughafen Erfurt vorliegen soll. Die Linke-Fraktion im ThüringerLandtag kritisierte, dass Carius wohl vorsorglich vermeide, beideStandorte direkt miteinander zu vergleichen. Die Grünen begrüßtendagegen die Entscheidung des Ministers. «Es ist nicht die Aufgabe derLandesregierung, Steuergelder in Billigfluglinien zu pumpen.»