Flughafen Leipzig/Halle Flughafen Leipzig/Halle: Bahn frei für die Abnahme
Schkeuditz/MZ. - Fast scheint es, als setze die zweimotorige Turboprop-Maschine zur Landung an. Dann zieht sie hoch und fliegt eine weitere Runde über das riesige Areal des Flughafens Leipzig / Halle. Dieter Lange, Technischer Leiter des Airports, steht am Rande des südlichen Vorfeldes und blickt interessiert nach oben. "Das sind Kollegen für die Flugsicherung mit ihrem Messflugzeug", erklärt er. Die Messungen seien nötig, damit die neue südliche Landebahn von Maschinen mit Hilfe des Instrumenten-Lande-Systems angeflogen werden kann.
Lange gehört zum Projekt-Team des Airports, das seit Beginn des Planfeststellungsverfahrens im November 2003 den Neubau der südlichen Landebahn koordiniert hat. Jetzt ist die Bahn bis auf Restarbeiten und letzte Abnahmen fertig. Nur noch einige Montage-Fahrzeuge, etwa von spezialisierten Elektro-Firmen, fahren über die Fahrstraßen, Vorfelder und Rollwege bei Schkeuditz.
Ende August 2005 hatten die Bauleute den ersten Spatenstich gesetzt. Innerhalb nur weniger Wochen rissen sie die alte, brüchig gewordene Piste ab. Monatelang verwandelten sie dann einen Großteil des Flughafen-Areals in eine Mondlandschaft. Das Gelände ist für die Errichtung der gewachsenen, nunmehr 3 600 Meter langen Piste um 350 auf 1 400 Hektar Fläche vergrößert worden.
Ingenieur Lange spricht von großräumigem Erdbau und Massenausgleich: 5,3 Millionen Kubikmeter Erde mussten bewegt werden. So entstanden die Flächen für die Rollwege, die eigentliche Start- und Landebahn sowie das gigantische Vorfeld, das künftig von den Expressfliegern der Posttochter DHL genutzt wird. Dann wurden Kabelgräben ausgeschachtet, Entwässerungssysteme angelegt, Leitungen verlegt, und schließlich folgte der Beton.
Der Technik-Chef, der in Ermlitz (Kreis Merseburg-Querfurt) zu Hause ist, hat einstmals Technische Kybernetik an der TH Leipzig studiert. Heute ist der 58-Jährige auch Beton-Fachmann. Technisch exakt könnte er erläutern, was Landebahn-Beton von gewöhnlichem Baumaterial unterscheidet, damit er der hohen Beanspruchung auch durch die schwersten Maschinen mindestens 20 Jahre lang standhält. Doch er belässt es bei einer kurzen Erklärung: "40 Zentimeter dick ist die Betonschicht, darunter liegen 15 Zentimeter hydraulisch gebundene Tragschicht und 55 Zentimeter Frostschutzkies."
Betoniert wurden jedoch nicht nur die Rollbahn und -wege. Inzwischen fertig ist auch das 53 Hektar große Vorfeld für Frachtflugzeuge, das DHL als Umschlagplatz dienen wird und Platz für bis zu 56 Flugzeuge bietet. Über neun Einrollgassen ist es mit der Landebahn verbunden und ausgestattet mit Andocksystemen - das sind Flugzeug-Einpark-Hilfen - sowie Energie-Stationen, die der Techniker scherzhaft Flugzeug-Steckdosen nennt.
Lange war schon beim Bau der nördlichen Landebahn dabei, die im März 2000 in Betrieb gegangen war. "Damals haben wir fünf Jahre geplant und gebaut. Bei der Südbahn haben wir mit vier Jahren unseren eigenen Baurekord eingestellt", sagt er etwas stolz. Und das, obwohl das neue Bauvorhaben das schwierigere gewesen sei, weil die neue Bahn und die dazugehörigen Rollwege direkt vor dem Abfertigungsgebäude liegen und auch der Frachtbereich im Süden des Airports in der Bauphase erreichbar bleiben musste.
"Die Nord- und die neue Südbahn können gleichzeitig angeflogen werden", erklärt der Leiter. Dies sei ein wichtiges Argument für DHL gewesen, nach Leipzig / Halle zu kommen, erklärt der Ingenieur. Dazu müssen die Bahnen stets an zwei Stellen miteinander verbunden sein. Damit dies auch im Störungsfall so ist, plant Lange schon am nächsten Projekt. Im nächsten Jahr könnte der Bau einer dritten Flugzeug-Rollbrücke über die Autobahn 14 beginnen.