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Flughafen Altenburg Flughafen Altenburg: Baumstreit um die Lufthoheit

Von Lars Radau 21.07.2003, 16:10
Regionalflughafen Altenburg-Nobitz. (Foto: dpa)
Regionalflughafen Altenburg-Nobitz. (Foto: dpa) ZB

Altenburg/Leipzig/MZ. - Der juristische Fachbegriff sagt eigentlich schon alles. "Länderübergreifend unfreundliches Verhalten", moniert das Leipziger Regierungspräsidium. Im angrenzenden Altenburger Land teilt man diese Diagnose. Allein: der schwarze Peter liegt aus Thüringer Sicht natürlich in Sachsen. Die Standpunkte sind klar, die Fronten verhärtet.

Zankapfel ist der Flughafen Altenburg-Nobitz, wo seit Anfang Mai irische Billigflieger der Ryanair starten. Damit die Iren die Thüringer Provinz an die weite Welt anschließen können, mussten um den ehemaligen russischen Militärflugplatz 27 Hektar Wald gerodet werden. Allerdings: 3,6 davon lagen auf sächsischem Territorium. Weil aber ein komplett hindernisfreier Anflugkorridor die Hauptauflage für die Sondergenehmigung ist, mit der Ryanair zurzeit startet und landet, erließ das Erfurter Wirtschaftsministerium Ende Juni eine "Abtragungsverfügung" auch für den sächsischen Teil des Waldes.

Eine Woche später waren die Bäume weg und der Krach da: Das Leipziger Regierungspräsidium leitete ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Abholzer und die Altenburger Flughafengesellschaft ein. "Als Naturschutzbehörde hätten wir definitiv gefragt werden müssen", betont Sprecherin Anja Kluthmann. "Das waren wertvolle Baumbestände." Außerdem, so Kluthman, sei in der Verfügung noch von weiteren 16 Hektar Wald die Rede gewesen. "Da mussten wir präventiv tätig werden."

In Altenburg ist man überzeugt, dass die Attacke der Sachsen in Wirklichkeit dem Regional-Flughafen gilt. "Das ist eine rein politische Angelegenheit", sagt Airport-Geschäftsführer Jürgen Grahmann. Sein Eindruck liegt nahe, nachdem Leipzigs Regierungspräsident Walter Christian Steinbach erklärt hatte, es sei "wenig sinnvoll", in der Nachbarschaft zum Flughafen Leipzig-Halle einen Wettbewerber aufzubauen.

Das Erfurter Ministerium habe mit der Abholz-Anordnung nur hoheitliche Aufgaben des Bundes übernommen, so Grahmann. "Und im Luftverkehrsrecht haben regionale Behörden nicht mitzureden." Auch Altenburgs Vize-Landrat Hartmut Schubert sieht die Attacken gelassen. "Ich habe bislang nur die Androhung eines Verfahrens auf dem Tisch", betont er. "Der Wald ist ja nicht komplett weg." Selbstverständlich würden Ausgleichspflanzungen vorgenommen. "Wir können uns also beruhigt zurücklehnen", sagt Schubert. Denn mit der Rodung der Bäume stehe auch einer regulären Genehmigung für den Ryanair-Flugbetrieb nichts mehr im Wege.