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Flanschenwerk Flanschenwerk: Inder setzt auf den Standort Bebitz

Von Steffen Höhne 14.05.2006, 18:12

Bebitz/MZ. - Ohrenbetäubendes Hämmern schallt durch die große, rußige Produktionshalle. Glühender Stahl läuft über Förderbänder in eine Pressanlage. An den Maschinen stehen schweißgebadete Metaller, welche die Herstellung der Flansche überwachen. Die Arbeit läuft im Akkord.

Flansche werden als Verbindungsstücke für Rohrleitungen eingesetzt. Der Weltmarkt boomt. Nur deutsche Traditionsbetriebe profitierten davon in den vergangenen Jahren immer weniger und gaben die Produktion auf. In Bebitz (Kreis Bernburg) wird dagegen wieder kräftig investiert. "Wir wollen in den kommenden 24 Monaten rund zehn Millionen Euro investieren", sagt Dhruv Kochhar, geschäftsführender Gesellschafter.

Durch die Erweiterung der Ofen- und Pressanlagen soll die Produktion erhöht werden. Zudem soll mit der Herstellung von "Stabstahl" ein neues Produkt für die Automobilindustrie auf den Markt kommen. "Ziel ist es, unsere Tonnage zu verdoppeln", so Kochhar. Die Zahl der Mitarbeiter soll um "mindestens 30 Beschäftigte" auf etwa 200 erhöht werden.

Der erst 24-jährige Inder sagt, er verfolge in Bebitz ehrgeizige Ziele. Der Unternehmer, der in der USA und der Schweiz studiert hat, kommt aus einer Industriellenfamilie, die in Bombay Edelstahl- und Drahtwerke betreibt. Als das Flanschenwerk Bebitz aufgrund von Streitigkeiten im Management vor vier Jahren in Insolvenz ging, kaufte Kochhar 2004 die Firma. Diese hatte Potenzial. "Wir konnten auch während der Insolvenz unsere Großkunden halten", sagt Werks-Direktor Jürgen Brandt. In Bebitz werden vor allem große, hochwertige Edelstahl-Flansche hergestellt, die bei Rohrsystemen in der Chemieindustrie eingesetzt werden. Die Liste der Kunden ist namhaft: Dow, BASF oder Shell. "Wir verkaufen unsere Flansche über die Qualität, nicht über den Preis", so Kochhar. Dabei hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren kräftig vom Öl-Boom und der anziehenden Chemiekonjunktur profitiert. "Die Geschäfte in Bebitz laufen gut", sagt Brandt. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um knapp 17 Prozent auf 35 Millionen Euro. Die Produktion von kleinen Flanschen wurde dagegen nach Indien ausgelagert. Dort wurde ein Tochterunternehmen mit 160 Mitarbeitern aufgebaut.

"Die Massenproduktion in bestimmten Bereichen lohnt sich in Deutschland nicht mehr", begründet Kochhar die Entscheidung. Dennoch setzt der Unternehmer auf den Standort Deutschland. Viele weltweit tätigen Konzerne hätten in Europa ihren Sitz. "Es ist wichtig, hier ein starkes Standbein zu haben", so Kochhar. Dies gilt auch für ihn persönlich. Vor kurzem hat er sich ein Haus in Leipzig gekauft.