Firmen der Region: Sidra Bitterfeld Firmen der Region: Sidra Bitterfeld: Unsichtbare Reaktion tief im Innern
Bitterfeld/MZ. - Gefährlich aussehendes, grünes Pulver soll Wasser trinkbar machen? Tatsächlich. Der Grünsalz genannte Stoff ist einer der Zutaten, aus denen die Sidra Wasserchemie GmbH Bitterfeld ein Eisenchlorid herstellt, mit dem Wasser gereinigt wird.
Vor zehn Jahren wurde die Produktionsstätte in Bitterfeld eingeweiht. "Damals", so Lutz Belitz, Prokurist des Unternehmens, "waren wir die ersten, die auf einer neu errichteten Anlage im Chemiepark produzierten." Produzieren, fragt man sich, ja wo überhaupt! Auf den ersten Blick gar nicht zu sehen, wo etwas hergestellt wird. Tanks stehen ruhig auf dem Gelände.
Das Grünsalz lagert in Größenordnungen bis zu tausend Tonnen in einem Becken. Beschäftigte, die sich um die Anlagen kümmern, überwachen Kontrollanzeigen. "In der Chemieindustrie findet das meiste im Inneren von Behältern statt", sagt Günter von Ameln, Geschäftsführer der Sidra.
Dafür ist in den Tanks um so mehr los. Wie von Ameln erklärt, ist ein Verfahren zur Gewinnung des Eisen-III-Chlorids das Auflösen von Eisenschrott in hochprozentiger Salzsäure und Chlor. Das verflüssige sogar dickstes Eisen. Auch die Reaktionstanks, fügt Belitz an, würde die Säure zerfressen, wären sie nicht Beton verkleidet.
"Das ganze Gelände befindet in einer Wanne. Regenwasser wird aufgefangen. Auch ist die Wanne so bemessen, dass, würden die Tanks auslaufen, nichts in die Umwelt gelangt", schildert er. Jedoch habe es bisher glücklicherweise noch keine Havarie gegeben, so dass Belitz leicht scherzhaft anmerken kann: "Allerdings würden sich dann auch unsere Tanks auflösen." Dennoch, um zukunftsfähig zu sein, sollen verschiedenen, möglichst moderne Verfahren zur Herstellung von Eisen-III-Chlorid, dem laut van Ameln üblichsten Mittel zur Wasseraufbereitung, angewandt werden. Deshalb wird im November das jüngst Projekt in Angriff genommen: Der Einsatz von Magnetit bei der Produktion. Ein neues Lagerhaus, in das rund 750000 Euro investiert worden seien, wartet bereits auf die Befüllung mit dem Eisenerz. "Das gestattet uns eine extrem hohe Produktqualität", so van Ameln. Außerdem würde man von der Verwendung von Chlor, einem wegen seiner Giftigkeit laut Belitz "nicht so gern gesehenen Stoff", unabhängiger.
Trotzdem, Chlor spielte eine wichtrige Rolle, als sich die Gesellschafter des Unternehmens, die Firmen Novexem B.V., Den Haag, sowie Herman Lund AS, Oslo, für den Standort Bitterfeld entschieden haben. "Die Treuhandanstalt sicherte zu, dass hier langfristig Chlor produziert wird", sagt von Ameln. So wird die Sidra über eine etwa Pipeline von ECI Bitterfeld direkt mit Chlor versorgt. Darüber hinaus hätten Markstudien ergeben, dass sich der Bedarf nach Abwasseraufbereitungs-Mittel im Osten Deutschland "stark wachsen würde". Zum Beispiel infolge der Abschaffung privater Sickergruben, Neubau und stärkere Auslastung von Klärbetrieben oder mehr Umweltschutzbestrebungen.
"Wichtig war auch, dass das Arbeitskräftepotential vorhanden gewesen ist. Außerdem ist Bitterfeld logistisch hervorragend", schildert der Geschäftsführer. Die Sidra GmbH Bitterfeld ist das einzige Unternehmen ist Ostdeutschland, dass Eisen-III-Chlorid herstellt. Zwischen 300 und 400 Anlagen zur Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung, vor allem in den neuen Bundesländern sowie in Tschechien, gehören zum Kundenstamm. Der westdeutsche und -europäische Markt wird vom Sidra-Schwesterunternehmen in Ibbenbüren (Nordrhein-Westfalen) bedient.