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Firmen der Region: Scil Proteins Halle Firmen der Region: Scil Proteins Halle: Bausteine des Lebens maßgefertigt

Von Eckhard Jäckel 22.04.2001, 18:17

Halle/MZ. - Die Wissenschaftler, die die promovierte MolekularbiologinUlrike Fiedler um sich geschart hat, habensich den menschlichen Proteinen (Eiweißen)verschrieben. "Wir erforschen deren Eigenschaftenund Strukturen. Wir stellen Proteine her undkönnen sie gezielt verändern", umreißt die32-jährige Mitgründerin und Geschäftsführerindie Arbeit ihres Teams. Zweck solcher Tätigkeitsei es letztlich, Krankheiten wirksamer undfür den Patienten zugleich schonender zu bekämpfen.

In diesem weiten Feld verfolgt Scil Proteinsmehrere Spuren: Eine davon soll zu Wachstumshormonenführen, die beschädigtes Gewebe im Körperpraktisch von Innen heraus regenerieren. AlsBeispiel nennt Fiedler die gestörte Wundheilung,unter der Diabetiker leiden. Hier habe dieFirma viel versprechende Ansätze gefunden,wie körpereigene Proteine gewonnen und inausreichender Menge bereitgestellt werdenkönnten. Bereits jetzt denken die Forscherdarüber nach, ähnliche Strategien für komplizierteKnochenbrüche oder Knorpelschäden zu entwickeln.Ehe aber entsprechende Therapeutika für diemedizinische Praxis verfügbar sind, müsseein langer Weg beschritten werden, dämpftdie Firmenchefin übereilte Erwartungen.

Für einen langen Weg braucht es ausreichendWegzehrung, sprich Geld. Das verdiene dasseit September vorigen Jahres im Technologie-und Gründerzentrum (TGZ II) angesiedelte Unternehmenvom ersten Tage an, indem es sein Know-howals Dienstleistung an weltweit tätige Pharmakonzerneverkauft. Sie alle benötigten Proteine fürdie Entwicklung und Herstellung von Medikamenten.Diese zu bezahlbaren Preisen in der gefordertenQualität anzubieten, sei eine der Spezialitätenvon Scil Proteins. Zwar ließen sich heuteProteine in Bakterien reproduzieren, so dassdas chemische Muster übereinstimmt. Doch oftseien sie biologisch unwirksam, weil sie eineandere Struktur als das Vorbild aufwiesen."Wir nehmen dann so einen Proteinklumpen,um was Nettes daraus zu basteln", beschreibtdie Wissenschaftlerin salopp die spezielleLeistung.

Die Fähigkeiten hierzu haben unmittelbar mitdem Forschungsstandort Halle, dem Institutfür Biotechnologie der Martin-Luther-Universitätund seinem Leiter Prof. Rainer Rudolph zutun. Von dort kommen die wissenschaftlichenImpulse; die meisten der Mitarbeiter habenihre Kenntnisse und Fertigkeiten dort erworbenoder vertieft. Auch Ulrike Fiedler, die bis1992 in Halle Biochemie studiert hat, führteder Weg nach mehrjähriger Forschungsarbeitam Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschungin Gatersleben zu Rudolph und einer neuenAufgabe - zum Proteindesign. Zwar wechseltesie zwischenzeitlich noch einmal an die Universitätihrer Heimatstadt Dresden. Als Rudolph aberseine Idee zur Gründung von Scil Proteinsmit ihr als Chefin verwirklichen wollte, warsie gern bei der Sache.

Die unternehmerische Herausforderung reiztesie ebenso wie die wissenschaftliche, denneines der Tätigkeitsfelder der Firma bautauf den Forschungsarbeiten über Proteindesignauf. Im Mittelpunkt stehen dabei so genannteAntikörper, die zur Waffe gegen Krebs werdensollen. Zwar gelingt es bereits heute in Säugetierzellensolche Antikörper zu züchten. Diese sind aberzu groß, um die Tumore zu durchdringen, undsie sind instabil. Rudolph kam darauf, dassehr stabile und kleine Gamma-Crystallin,ein Protein aus der menschlichen Augenlinse,zum Antikörper umzubauen. Und die junge Wissenschaftlerinwar an dieser Arbeit maßgeblich beteiligt.Jetzt geht sie mit ihrer Firma daran, dieseErgebnisse für medizinische Anwendungen nutzbarzu machen.

Der Aufwand, den Scil Proteins hierfür betreibenmuss, wächst ständig und braucht immer mehrqualifiziertes Personal. Zum Jahresende solldie Belegschaft auf 17Mitarbeiter angewachsensein, in vier Jahren auf knapp 30.