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Firmen der Region Firmen der Region: Schiess in Aschersleben visiert China an

Von Holger Göpel 09.01.2004, 15:03

Aschersleben/dpa. - "Wir haben das schlechte Investitionsklima in Deutschland und Europa zu spüren bekommen", berichtet Vorstandsvorsitzender Wolfgang Twardziok. Wenn dennoch zum Jahresende ein leicht positives Ergebnis erwartet wird, habe dies vor allem mit dem erfolgreichen China-Geschäft zu tun. Auch im kommenden Jahr richtet das Unternehmen den Blick nach Asien. Der jetzige Auftragsbestand von etwa 20 Millionen Euro stammt zu 60 Prozent aus China.

"Wir haben hier über unseren bekannten Namen einen erfolgreichen Wiedereintritt in den Markt geschafft", sagt Twardziok. Wichtig seien Referenzobjekte etwa im französischen Belfort gewesen, wohin 2002 für den Energiekonzern Alstom riesige Portalfräsmaschinen geliefert wurden. "Das haben sich die Chinesen angesehen und waren begeistert." Nun soll sogar zusammen mit einem chinesischen Partner ein Joint Venture für Montage und Service in China gegründet werden.

Der Großauftrag von Alstom und Bestellungen aus der Region wie etwa für den Windkraftanlagenzulieferer PCA in Halberstadt haben im vergangenen Jahr bei Schiess für ein "Ausreißerjahr" gesorgt. Twardziok zufolge wurden 2002 rund 32 Millionen Euro umgesetzt, zusätzlich zu den festen 220 Beschäftigten mussten Leih- und Zeitarbeiter eingesetzt werden. In diesem Jahr ist das Unternehmen auf den Boden der Realität zurückgekehrt: Rund 22 Millionen Euro Umsatz wurden bis Dezember erwartet. Nimmt man das besonders gute Jahr 2002 aus, kann Schiess seit der Übernahme der Wema Aschersleben 1997 auf ständig steigende Umsätze verweisen. Zudem wurde stets Gewinn erzielt.

"An die Gesellschafter ist dennoch kein Cent ausgeschüttet worden, wir haben alles sofort wieder in das Unternehmen gesteckt", betont Twardziok. Das sei auch notwendig, da Schiess wie so viele Mittelständler in den neuen Ländern über zu wenig Eigenkapital verfügt und bei den daher Banken schlechte Karten hat. Twardziok (67), der mit dem Jahreswechsel sein Amt René Nitsche (41) abgegeben hat, ist dennoch zuversichtlich. Schiess habe seine Nische gefunden: Werkzeugmaschinen für die Bearbeitung großer Werkstücke. "Wir bauen hier die größten Werkzeugmaschinen der Welt." So sind die Portalfräsmaschinen für Alstom 85 Meter lang und 15 Meter breit.

Nitsche, vor wenigen Wochen mit einer Unternehmerdelegation aus Sachsen-Anhalt in Vietnam und China, erinnert sich an den größten Coup der Reise: Mit dem größten chinesischen Werkzeugmaschinenhersteller Shenyang Machine Tool Ltd. wurde eine Absichtserklärung über die gemeinsame Herstellung und den Vertrieb von Maschinen geschlossen. Nitsche denkt schon weiter. Er kann sich auch eine Beteiligung der finanziell starken Chinesen in Aschersleben vorstellen. Derzeit halten Twardziok und die Belegschaft noch etwa 85 Prozent der Anteile.

Informationen im Netz:

www.schiess.de