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Firmen der Region: Pyrotechnik Silberhütte Firmen der Region: Pyrotechnik Silberhütte: Zündende Ideen aus dem Selketal

Von Frank Zimnol 15.12.2003, 07:41
Der Mitarbeiter Kai Hillert von der Pyrotechnik Silberhütte GmbH in Silberhütte (Landkreis Quedlinburg) hat im Verpackungsraum Feuerwerksraketen in den Händen. (Foto: dpa)
Der Mitarbeiter Kai Hillert von der Pyrotechnik Silberhütte GmbH in Silberhütte (Landkreis Quedlinburg) hat im Verpackungsraum Feuerwerksraketen in den Händen. (Foto: dpa) ZB

Silberhütte/MZ. - Das Unternehmen im Selketal lässt es in diesemJahr rein absatzmäßig nicht gerade krachen.Geschäftsführer Falk Schilling räumt ein,dass es zum Beispiel statt der elf MillionenFeuerwerksraketen, die 2002 verkauft wurden,diesmal nur sechs Millionen sind. Die China-Importehätten stark zugenommen. Die drei marktbeherrschendendeutschen Hersteller - Silberhütte gehörtdazu - kämen aus Kostengründen nicht umhin,etwa Schwirrer oder Fontänen der vom Preisher unschlagbaren asiatischen Konkurrenz inihre Sortimente aufzunehmen, erläutert derManager, der bereits seit 1977 im Unternehmenist. Da die Zukäufe aus Fernost die so genannteBAM-Nummer tragen (Zertifikat der Bundesanstaltfür Materialforschung und -prüfung) könntensie jedoch unbedenklich abgebrannt werden.

Ganz im Gegensatz zu gewissen Artikeln, dieim Internet-Handel angeboten werden. Schillingist erbost darüber, mit welcher Dreistigkeit- vermutlich osteuropäische Kriminelle - denguten Namen seiner Firma missbrauchen. AlsBeweis legt er ein Plagiat vor. Vom "HarzerKnaller" der fast schon zu einer Art Markenzeichenfür die Silberhütter Qualitätserzeugnissegeworden ist. "Knallkroper mit Pfeifton" istauf dem Imitat zu lesen und "Pirotechnik Silberhütte"als Herstellername. Natürlich wurde Anzeigeerstattet. Größer noch, als der Schaden, derdem Unternehmen entstehe, sei aber die Gefahrfür potenzielle Nutzer derartiger "Bomben",warnt Schilling. "Wenn solch ein Geschossin der Hand losgeht, was bei diesem dilettantischenZünder zu befürchten ist, dann sind zumindestdie Finger weg", warnt der Manager.

Auf die Aktion "Brot statt Böller" angesprochen,gibt sich Schilling gelassen-souverän. Esgehöre seit Jahrhunderten dazu, das neue Jahrmit Lärm und Getöse zu begrüßen. Es kommeja schließlich auch niemand auf die Idee,andere traditionelle Silvester-Gepflogenheitenin Frage zu stellen. Etwa den Verzicht aufSekt zu fordern oder die Feier im Nobel-Restaurant,wo man gerade in dieser Nacht tüchtig abkassiertwird.

"Wo also anfangen und wo aufhören", meintder Diplom-Ingenieur. Da könne man im Grundegenommen alle schönen Dinge des Lebens inFrage stellen. "Feuer hat halt etwas Faszinierendes"versucht der 58-Jährige das Thema humorvollabzuschließen. "Im Grund genommen steckt dochin jedem von uns ein Pyromane", fügt Schillinghinzu und verweist auf den Reiz, lodernderKamin- oder knisternder Lagerfeuer.

Übrigens: Mit den Einbußen bei der Pyrotechnikhat der Betrieb, der mit 240 Beschäftigtenzu den größten Arbeitgebern der Region zählt,sein Pulver keineswegs verschossen. "Nur mitFeuerwerksartikeln würde es Silberhütte nichtmehr geben", bemerkt ein nachdenklicher Firmenchef.Zündende Ideen hätten seine Leute zum Glückauch in den zwei anderen Sparten. Diese steuerteninsgesamt 80Prozent des Umsatzes (2003: rund20Millionen Euro) bei. Der Bereich Wehrtechnikfertigt Leucht- und Signalmittel für Polizeioder Schifffahrt. Eindrucksvoll auch der Raketenstartim Automobilsektor. Airbags mit Zündsystemenaus Silberhütte fahren weltweit mit.