Firmen der Region: Kathi Rainer Thiele GmbH Firmen der Region: Kathi Rainer Thiele GmbH: Neuer Kuchen muss Mitarbeitern munden
Halle/MZ. - Mit dem firmeneigenen Museum ist das hallesche Unternehmen Kathi Rainer Thiele GmbH wahrscheinlich einzigartig in Sachsen-Anhalt. Ein halbes Jahrhundert steht dort in alten Backmehl-Verpackungen und Messekisten, darunter die "graue Zeit", wie sie Magret Thiele nennt, Ehefrau des Geschäftsführers Rainer Thiele. Grau, weil Kathi zwischen in der DDR 1972 verstaatlicht war. In dieser Woche feiert das Familienunternehmen, das als ostdeutsche Vorzeigefirma gilt, seinen 50. Geburtstag.
Viele der 58 Mitarbeiter waren schon vor der Wende im Unternehmen beschäftigt und kennen noch die alten Maschinen. Wie Wolfgang Ordnung und Klaus-Peter Petzold, die 1987 gleichzeitig im damaligen VEB Backmehlwerk Halle als Schlosser angefangen hatten. Petzold sitzt inzwischen auf neuesten Gabelstaplern und Hubwagen und kümmert sich um Nachschub für die Produktion. Ordnung hat als stellvertretender Produktionsleiter ein Auge auf alle Kuchenmischungen. Der 50-Jährige erinnert sich noch an die schwere körperliche Arbeit. "Wir mussten jeden Sack Zucker zum Mischbottich tragen". Mindestens zehn dieser 75-Kilo-Säcke brauche ein Mischvorgang, von dem anschließend ein Probekuchen gebacken wurde. "Schließlich verzählte sich der Mischer manchmal bei den Säcken oder füllte Salz statt Zucker ein", erklärt Ordnung und ergänzt augenzwinkernd, das gute daran sei der tägliche frisch gebackenen Kuchen in der Kantine gewesen.
Heute, sagt Produktmanagerin Sabine Schlede, arbeitet Kathi mit einer computergesteuerten Anlage. "Darin sind alle unsere Mixturen gespeichert. Die Rezepte sind geheim. Das Mischen übernimmt der Rechner." Schlede ist seit 1996 in der Firma und überwacht die Entwicklung neuer Produkte. Dazu absolvierte sie eine sensorische Ausbildung und kann dadurch die feinsten Nuancen im Geschmack unterscheiden. Nach der Testphase im Labor kommt das Produkt auf die Teller der Mitarbeiter, sie bedanken sich dafür mit einem ausgefüllten Testbogen.
Für Buchhalterin Cornelia Krien geht es mit ganz neuer Software in Richtung papierloses Büro, in dem bald jede Bestellung und Abrechnung via Datenleitung erledigt wird. Sie kann auf 23 Jahre Kathi zurückblicken. Sogar Mutter und Schwiegermutter trugen schon die weißen Hygiene-Haarnetze in Kathis Produktionshallen.
Für sie habe sich außer aus technischer Sicht kaum etwas verändert. Ob früher mit der Buchungsmaschine oder heute mit Maus und Tastatur ausgerüstet - für jedes Problem hat die 43-Jährige ein offenes Ohr. Sie schätzt an dem Familienunternehmen, dass sich niemand für irgendeine Arbeit zu schade sei. "Wenn es eng wird, stehe ich mit am Förderband und packe ein. Und wir sind auch alle mal bei Verkostungen oder Werbeaktionen dabei."
Immer höher stapelt inzwischen Carmen Hähnert im Versand. Sie kennt noch die alten Lagerhallen im Betrieb nahe dem jetzigen Standort."Als ich 1993 begann, kam gerade Brandteig für Windbeutel und der Herrenkuchen auf den Markt", erinnert sie sich. Von da an sei die Arbeit mit jedem neuen Produkt umfangreicher geworden, die Lagerregale höher. "Richtig anstrengend wird es im Winter, wenn Mandelgebäck und Butterplätzchen Hochkonjunktur haben", sagt die muntere 43-Jährige. Fast 50Backideen und Zutaten stecken inzwischen in Kathi-Kartons, und entsprechend der Bestellungen sortiert schickt Carmen Hähnert sie auch nach Saudi-Arabien, Brasilien oder in die Türkei. Zitronenkuchen stehe dann selbstverständlich nicht mehr drauf, sondern die Bezeichnung in der Landessprache, betont sie. Fürs Englische ist Thiele-Tochter Ulrike zuständig, sie studiert noch.