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Firmen der Region: Imo Merseburg Firmen der Region: Imo Merseburg: Ritterschlag bei Chemie-Konzernen

Von Frank Zimnol 27.04.2003, 16:07

Merseburg/MZ. - Der höchstgelegene Arbeitsplatz, an dem die Spezialisten von Imo Merseburg jemals mit ihrer Qualitätsarbeit geglänzt haben, ist noch heute Blickfang und touristische Attraktion: Die silberne Kugel des Berliner Fernsehturms am Alexanderplatz. Der einzige große ostdeutsche Anlagenbauer, der den Sprung in die Marktwirtschaft geschafft hat, sorgte also nicht nur auf den Baustellen der Chemie für "runde Sachen". Wenngleich die 50-jährige Erfolgsstory des Unternehmens mit diesem Industriezweig in ganz besonderem Maße verbunden ist. Geschäftsführer Michael Schäfer macht aber deutlich, dass den Imo-Mitarbeitern die Meriten nicht in den Schoß gefallen sind. Nach der Wende bekamen es die Merseburger mit schier übermächtigen Konkurrenten zu tun. Speziell im Westen sei das Unternehmen gezwungen gewesen, "in der Vertragskette ganz unten" anzufangen, erinnert sich der Manager. "Wir verdingten uns quasi bei den Großen als Subkontraktoren, um dort überhaupt erst mal ins Geschäft zu kommen." Doch mit Qualität, einem hohen Maß an Sicherheit - im Baustellen-Chaos eminent wichtig - und Termintreue arbeitete sich Imo nach vorn, erwarb sich Respekt in der Branche. Dennoch sei es schon mal vorgekommen, dass Investoren Billiganbietern den Vorzug gaben, erinnert sich Willi Lux, der das Unternehmen viele Jahre führte. Einer habe sich dabei aber mal gründlich verrechnet, müssen beide Männer aus der Chefetage noch heute schmunzeln. Als der Kunde merkte, dass die Firma, die er favorisiert hatte, Murks ablieferte, kam er flugs auf das Imo-Angebot zurück. Die Merseburger holten die Kastanien aus dem Feuer, schmiedeten weiter an ihrem Renommee. Als "absoluten Durchbruch" bezeichnen viele im Unternehmen den Auftrag beim Bau der Leuna-Raffinerie. Leistungen im Umfang von 26 Millionen Euro wurden an Imo vergeben. Auch Dow Chemical, US-Investor im BSL Olefinverbund, setzte auf das fachliche Können der versierten Nachbarn. Zuerst beim Bau der Acrylsäure-Anlage in Böhlen. Weil die Imo-Monteure diese Aufgabe exzellent bewältigten, bekamen sie auch den Zuschlag bei Projekten an anderen Dow-Standorten. So im niedersächsischen Stade und im holländischen Terneuzen. Inzwischen ist Imo bei Dow so genannter Rahmenvertragspartner. "Das ist wie ein Ritterschlag", meint Schäfer. Ein normales Projekt sei zeitlich begrenzt - als Rahmenvertragspartner müsse man ständig präsent sein, habe den Auftrag, die zuvor gebaute Anlage über Jahre hinweg zu betreuen. Nicht nur bei Dow steht Imo auf diese Weise hoch im Kurs sondern auch bei der BASF, der Erdölraffinerie Schwedt (Brandenburg), dem Kupfer-Verarbeiter Norddeutsche Affinerie (Hamburg) oder den Leunaer Unternehmen Mitteldeutsche Erdölraffinerie und Domo. Auch Zahlen verdeutlichen den Leistungssprung, den Imo vollzogen hat. Lag der jährliche Umsatz Anfang der 90er Jahre noch bei 30 bis 35 Millionen Euro so werden heute rund 50 Millionen Euro erreicht. Und das, obwohl die Belegschaftszahl von 1200 auf 550 reduziert werden musste. "Ansonsten hätten wir nicht überlebt", sieht es Schäfer realistisch. Personal-Flexibilität lautet die neue Strategie. Das bedeutet, wenn es die Auftragslage erfordert kauft Imo mal eben 200 bis 300 Arbeitskräfte am Markt ein. Bei diversen Subunternehmen oder auch Firmen, die Leute professionell verleihen.