1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Firmen der Region: Fahrzeugtechnik Dessau AG: Firmen der Region: Fahrzeugtechnik Dessau AG: Zug um Zug auf neue Märkte

Firmen der Region: Fahrzeugtechnik Dessau AG Firmen der Region: Fahrzeugtechnik Dessau AG: Zug um Zug auf neue Märkte

Von Frank Zimnol 09.09.2001, 14:25

Dessau/MZ. - Dabei hatte der Schienenfahrzeug-Spezialistnoch vor wenigen Jahren mit dem Nobel-Zug"Metropolitan", der auf der Strecke Hamburg-Kölnals Konkurrenz zum Flugzeug gestartet ist,in der Branche für Aufsehen gesorgt. Folgeaufträge,geschweige denn eine Serie werde es aber nichtgeben, gibt sich Pfannmüller illusionslos.Die Deutsche Bahn habe die Weichen eindeutigin Richtung Hochgeschwindigkeitszug ICE gestellt.

Vom Markt abgekoppelt fühlt man sich inDessau deswegen aber keineswegs. Im Gegenteil:Das Management hat unter Ausnutzung der neuenBranchensituation umgesteuert. Pfannmüller,der das von der Deutschen Waggonbau AG abgestoßeneWerk 1995 übernommen und allen Unkenrufenzum trotz auf Erfolgskurs gebracht hat, willzum Beispiel die durch die Fusionswelle entstandeneveränderte Wettbewerbsszene geschickt ausnutzen.

"Wir sehen reelle Chancen, bei den großenDrei - Bombardier, Alstom und Siemens, diemittlerweile 70Prozent des Weltmarktes beherrschen- mit unseren Dienstleistungen ins Geschäftzu kommen", skizziert der Manager das Vorgehen.Das Marktführer-Trio sei gezwungen, Kapazitätenherunter zu fahren, um Fixkosten zu sparen.Das erhöhe die Chancen externer Zuliefererwie Fahrzeugtechnik Dessau, glaubt Pfannmüllerund hat ein Beispiel parat.

Der französische Bahn-Produzent Alstom hattedas Anhalter Werk damit betraut, für seinenneuen Regionalexpress Lirex, der übrigensauf deutschen Gleisen rollen soll, Karosserieund Energieversorgung zu entwickeln sowieden Prototyp zu bauen. Der innovative Zugzeichnet sich unter anderem dadurch aus, dassder Fußboden durchgehend auf Bahnsteig-Höheist. Um das zu gewährleisten, musste die gesamteTechnik, nicht wie bisher üblich, unterhalbdes Fahrgastraumes, sondern darüber installiertwerden. Aufträge dieser Art will man bei Fahrzeugtechnikauch weiterhin einfahren. Spurtreue halten,um nicht aus der Bahn geworfen zu werden,lautet die Devise.

Dieselantriebe, Straßenbahn-Karosserien, Lokomotiv-Dächer,ganze Baugruppen für Waggons - die Palettevorhandener Aufträge ist bunt und reichhaltig.Das Unternehmen legt bei der Orientierungauf alternative Marktfelder im wahrsten Sinnedes Wortes Zug um Zug zu. "Wir sind gut ausgelastet",sagt der Firmenchef. Zehn, zwölf Fachkräfte,Ingenieure, Schweißer und Schlosser würdeer sofort einstellen - wenn es sie am Arbeitsmarktgäbe.

Pfannmüller beklagt, dass sich junge, fähigeLeute lieber nach Wolfsburg zur Autoproduktionorientieren. Weil sie auf Arbeitsplatzsicherheitaus sind, vermutet der Manager. "Doch daskönnen wir ihnen genauso bieten und dazu nochganz andere Aufstiegsmöglichkeiten", wirbter für den Standort Dessau. "Ehe Nachwuchskräftein einem Autokonzern Jahre damit zubringen,einen Handbremshebel zu Papier zu bringen,der dann vielleicht nicht mal gebaut wird,können sie sich bei uns an kniffligen Konstruktionsaufgabenbeweisen", argumentiert Pfannmüller.

Übrigens hat sich die Fahrzeugtechnik AG kürzlichverstärkt. Mit der Gedag Metallschlauch ServiceGmbH wurde ein kleines aber feines Unternehmenaus Nordrhein-Westfalen als Tochter in denKonzernverbund einrangiert. Ihr Firmensitzwurde nach Dessau verlegt. "Damit sind wirauf einem Spezialgebiet flexibler und unabhängiger",begründet Pfannmüller die Übernahme, mit deram Stammsitz fünf neue Arbeitsplätze entstandenseien.