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Firmen der Region: Digital Disc Dessau Firmen der Region: Digital Disc Dessau: Sprung in die digitale Zeit

Von Steffen Höhne 31.07.2003, 14:38

Dessau/MZ. - Ein Bummel durch einen beliebigen Elektronikmarkt zeigt wohl am anschaulichsten die technische Revolution: Während meterhohe Regale vor CDs überquellen, werden Musik- und Videokassetten zusammen mit den Schallplatten in die hinteren Ecken verbannt.

Besonders gefragt sind DVD-Rohlinge (DVDR), auf denen die Nutzer ganze Filme, Computerspiele oder selbst komponierte Musikstücke abspeichern können. Hergestellt werden DVDR unter den verschiedensten Marken allerdings nur von weltweit 15 Produzenten. Die Digital Disc Dessau GmbH (DDD) gehört dazu. In den ersten drei Monaten 2003 stieg der DVD-Absatz in Deutschland nach Ermittlungen der Gesellschaft für Konsumforschung um 57 Prozent auf 11,6 Millionen Stück

"Davon profitieren wir natürlich", sagt Geschäftsführer Bodo Schulze. In einer alten Dessauer Magnetbandfabrik produzieren zwei Fertigungslinien rund um die Uhr über drei Millionen Stück jährlich. Seit Anfang 2002 läuft die Produktion auf Hochtouren. "Wir können die momentane Nachfrage kaum befriedigen", so Schulze zur positiven Entwicklung. Im August wird das Unternehmen als einer der Vorreiter der Branche den neuen DVD Standard "4x" einführen. DVD heißt Digital Versatil Disc, deutsch: digitale vielseitige Scheibe, auf der 4,7 Gigabytes abgespeichert werden können. "4x erlaubt es gegenüber den bisherigen 1x-Typen, Daten in vierfacher Geschwindigkeit aufzuzeichnen", erklärt der Geschäftsführer.

DDD ist für den Unternehmenschef vor allem ein Innovationszentrum. Die Herstellung der runden Plastikscheiben verlangt intensive Forschungsarbeit. Vor drei Jahren entstand die Firma aus der "Organica Feinchemie" in Wolfen. Organica liefert die wichtigen Beschichtungsfarbstoffe für die DVDR-Herstellung und besitzt nach eigenen Angaben einen Weltmarktanteil von 40 Prozent. "Seit der Gründung flossen fast fünf Millionen Euro in die DDD, um Entwicklungen aus dem Hause Organica auch zu testen", sagt Schulze, der zugleich Geschäftsführer des Wolfener Zulieferers ist. Vor allem in der Wiedergabequalität und der Abspielbarkeit auf verschiedenen Playern seien die Rohlinge aus Dessau führend.

In diesem Jahr plant die DDD den Umsatz um satte 135 Prozent auf rund drei Millionen Euro zu steigern. Doch das Wachstum legt auch Schwächen offen. Im boomenden DVDR-Markt wächst die Konkurrenz aus Südostasien, die durch den Aufbau von hohen Kapazitäten die Preise drückt. "Wir könnten nun selbst erweitern, doch dies würde unsere Liquidität gefährden", gesteht Schulze ein. Zudem müssten immer auch die Interessen des Gesellschafters Organica bedacht werden, dessen vorrangiges Ziel die Belieferung von Großkunden mit Farbstoffen sei.

Den ersten operativen Gewinn soll DDD dennoch in diesem Jahr abwerfen. Mit dem Geld soll vor allem die Forschung an neuen Produkten und Verfahren forciert werden. So entwickelte die Firma eine Methode zur Wiederaufarbeitung von Farbstoff-Rückständen, welche die Materialkosten deutlich senken. Zudem versucht der Firmenchef, weitere DVD-Hersteller nach Sachsen-Anhalt zu holen. "Der ehemalige Chemiestandort mit seinem Stoffkreislauf würde sich als Zentrum für Produzenten gut eignen", glaubt Schulze.