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Firmen der Region: Abtshof Magdeburg Firmen der Region: Abtshof Magdeburg: Mit Schnaps-Ideen am Markt erfolgreich

Von Frank Zimnol 17.12.2001, 14:32

Magdeburg/MZ. - Das noch aus dem Jahre 1923 stammende Verbotwar von den Brüsseler Behörden "zwecks Harmonisierungdes europäischen Alkoholmarktes" gekippt worden.Absinth stand im Gegensatz zu allen andereneuropäischen Staaten in Tschechien, Spanienund Andorra nicht auf dem Index. Allerdingssei das heute verkaufte Produkt gegenüberdem einst vom Gesetzgeber geächteten Vorläuferin einem wesentlichen Punkt "entschärft" worden,weiß Abtshof-Geschäftsführer Gerhard Mettezu berichten. Während nämlich der "Rachenputzer"der Pariser und Berliner Lebemänner pro Liter150 Milligramm des aus Wermutkraut und Salbeiextrahierten Rauschmittels Thujon enthielt,sind vom Gesetzgeber heute nur zehn Milligrammerlaubt. Ansonsten aber werde der "brandaktuelleSzene-Schnaps" wie eh und je aus Wermut, Salbei,Anis, Fenchel, Melisse und Koriander gebraut.

Dass der 66-prozentige, sattgrün gefärbteSchnaps so gut ankommt, liegt wahrscheinlichauch an der schicken Art der Präsentation.Die bauchig-runden Flaschen aus Italien sindhistorischen Apotheker-Behältnissen nachempfunden.Schließlich galt Absinth, den Mönche 1796erfunden haben sollen, einst als Elixier gegenallerlei Wehwehchen. Extravagante Zinn-Etikettenaus Frankreich runden das dekorative Erscheinungsbilddes Magdeburger Erzeugnisses ab.

Mette, seit 40 Jahren bei Abtshof, sieht dasUnternehmen nach den schweren Jahren, alsalles nur nach Westprodukten gierte, "übermBerg". Man habe Marktnischen im etwas gehobenenPreissegment besetzt. Schnapsideen - im normalenLeben verpönt - führten hier zum Erfolg. Der59-jährige Geschäftsführer weiß zu jedem dermittlerweile 58Produkte eine kleine Geschichtezu erzählen. Für den zur Buga 2000 kreiertenRosenlikör sind originelle Flaschen in Chinageordert worden. Ihr Clou ist ein mit einerRose ausgefüllter Hohlraum. Zum Ottonen-Jahrwurde der Abteilikör "Otto der Große" abgefüllt.Weiße Nonne und Schwarzer Abt sind zwei hochwertigeKräuterliköre, die für die Kunden eben alsungewöhnliches Paar so reizvoll sind.

Für die vier Sorten koscheren, also nach jüdischerÜberzeugung hochreinen Wodkas, die nur anwenigen Tagen des Jahres produziert werden,wird eigens der Rabbiner Chaim Naftalin ausTel Aviv eingeflogen. Der Geistliche wachtmit Argusaugen darüber, dass Tanks und Leitungenzuvor gedämpft und ausgekocht werden, dasvom Destillat nur das Herzstück verwendetwird und das zugesetztes Trinkwasser "weichgemacht" wird.

Und schließlich ist da noch das Souvenir-Köfferchen"Vom Harz bis an die Elbe". Es ist gefülltmit Miniaturen von Brocken-Kräuterlikör, RübeländerHöhlentropfen und Magdeburger Halb und Halb.Überhaupt: die Geschenkpackungen, die Abtshofin vielen Variationen auf den Markt bringt,sind "der Renner", freut sich Mette. Konkurrentenwie Ecke`s oder Berentzen, die nur daraufaus seien, massenhaft Palettenware abzusetzen,würden sich mit derlei aufwändigen Dingen- "zum Glück für uns" - sagt Mette, gar nichtabgeben.

Auch wenn der Werbeetat schmal ist, das Abtshof-Managementwill seine Marke noch bekannter machen. Dazuist auf dem Gelände der Destillerie in einemdenkmalgeschützten Brauereigebäude ein Besuchercenterim Entstehen. Dort sollen nach den VorstellungenMettes ab Mitte des neuen Jahres "ganzen Reisegruppen"Einblicke in die Geheimnisse der Produktionvon Klarem und Likör vermittelt werden. MitVerkostung und anschließendem Verkauf - verstehtsich.