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Finanzwirtschaft Finanzwirtschaft: Handy lockt junge Leute in Schuldenfalle

17.06.2003, 15:10
In den vergangenen drei Jahren stieg die Zahl der bei der Schufa registrierten 20- bis 24-Jährigen um rund 30 Prozent. In vielen Fällen sind hohe Handy-Kosten für die Schulden der jungen Leute verantwortlich. (Foto: dpa)
In den vergangenen drei Jahren stieg die Zahl der bei der Schufa registrierten 20- bis 24-Jährigen um rund 30 Prozent. In vielen Fällen sind hohe Handy-Kosten für die Schulden der jungen Leute verantwortlich. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Neumann führt diesen dramatischen Anstieg in erster Linie auf den«sorglosen Umgang der jungen Handy-Besitzer mit der Bezahlung ihrerGebühren» zurück. Die vielfältige Nutzung des Mobiltelefons mitteueren 0190er Nummern für attraktive Klingeltöne, Witze, Logos oderSMS und der schnelle Anruf bei Freunden treibt die Kosten rasch indie Höhe. Der Gedanke an die Rechnung bleibt zunächst ausgeblendet.Dieses Verhaltensmuster wird noch unterstützt, wenn bis zum 18.Lebensjahr Eltern oder Großeltern zunächst für die Jugendlichen dasHandy finanzieren.

Auf der anderen Seite ziehen die Telefongesellschaften die Zügelschärfer an. Nach dem Boom der vergangenen Jahre gehen sie nachMeinung der Schufa dazu über, offene Rechnungen mit mehr Nachdruckeinzufordern. Dies zeigt sich auch an den ersten Meldungen übersäumige Zahler an die Schufa, die für Banken, Handel undDienstleister Auskünfte über die Kreditwürdigkeit von Kunden erteilt.Von den Banken und Sparkassen ging zwischen 1999 und 2002 die Zahlder Warnhinweise in der Altersgruppe 20 bis 24 Jahre von 99 212 auf94 997 sogar zurück. Die Erstmeldung eines Negativkriteriums aus derTelekom-Branche stieg dagegen fast auf das Dreifache mit 281 702(104 470) Fällen.

Mit dem dramatischen Anstieg überschuldeter junger Leute fälltdiese Altersgruppe bereits deutlich aus dem Rahmen. Insgesamt sindbei der Schufa 2,2 Millionen Personen mit einer Privatinsolvenz odereiner in den vergangenen drei Jahren abgegebenen EiddesstattlichenErklärung über die Vermögenslage erfasst. Der Anteil der 20- bis 24-Jährigen wuchs kontinuierlich von 6,0 Prozent 1999 auf zuletzt 7,8Prozent 2002.

Die faktische Überschuldung liegt in der Bundesrepublik mitgeschätzten fünf Millionen Personen aber deutlich höher. AlsKriterium gilt dabei, dass die monatlichen Einkünfte nichtausreichen, um die Kosten für Miete, Strom sowie Verpflegung zudecken und Kredite zu bedienen. In der Branche werden dabeiunterschiedliche Zahlen zwischen vier bis sechs Millionen Erwachsenegenannt.

Ursachen für den Weg in die Überschuldung sind häufigArbeitslosigkeit, Tod eines Familienangehörigen oder Scheidung.Auffällig ist dabei auch ein starkes Stadt-Land-Gefälle, wobei dasRuhrgebiet und Berlin einen hohen Anteil von Personen mitZahlungsschwierigkeiten aufweisen. Im Herbst will die Schufa, die vonBanken, Sparkassen, Spezialinstituten und dem Handel getragen wird,eine umfassende Studie zur Überschuldung der privaten Haushalte inDeutschland vorlegen.