Finanzmarkt Finanzmarkt: Pleitegeier über Spanien
MADRID/MZ. - Der Sozialist wittert ausländische Verschwörer, Spekulanten an den Finanzmärkten und sensationslüsterne Medien hinter jenen Gerüchten, dass Spanien nach Griechenland der nächste Pleitekandidat sein könnte. Ja, vielleicht sogar demnächst mit EU-Milliarden gerettet werden müsse.
Telefonkonferenz der G7
"Eine Lüge", weist ein Regierungssprecher in Madrid jeden Zweifel entschieden zurück. "Es gibt keine Rettungsaktion. Und es wurde keine beantragt." Auch die EU-Kommission bemüht sich, kein neues Öl ins Feuer zu gießen: "Alles Spekulation", heißt es.
Dennoch: Unter den Finanzministern der sieben wichtigsten Industrienationen (G7) gibt es offensichtlich dringenden Gesprächsbedarf. Sie wollten am Montag telefonisch konferieren, wurde aus dem Umfeld von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker bestätigt. Über Themen der Konferenz gab es keine Informationen. Nach ergänzenden Angaben könnte über Spanien gesprochen werden, wo es Probleme im Bankensektor gibt.
EU und Internationaler Währungsfonds (IWF) hatten einen Kreditrahmen von 750 Milliarden Euro für potenzielle Pleiteländer zugesagt und hoffen, damit das Vertrauen in die angeknackste Gemeinschaftswährung Euro wiederherzustellen. Diese Beschwichtigungen können freilich wenig daran ändern, dass die Sorgen über die spanische Finanz- und Wirtschaftskrise immer heftiger wuchern. Dass hinter verschlossenen Türen Krisenszenarien durchgespielt werden. Und Spanien von der EU, dem IWF sowie den Investmentmärkten mit Argusaugen beobachtet wird.
Vor allem, weil das Vertrauen in das Krisenmanagement des zögerlichen Ministerpräsidenten Zapatero schwindet, der in den letzten Monaten von seinen EU-Kollegen zu Sparplänen und Wirtschaftsreformen schon fast gezwungen werden musste. Und zudem, weil sich zum gigantischen Haushaltsloch, Immobiliencrash, Arbeitslosenrekord und nicht endender Wirtschaftstalfahrt nun auch eine Sparkassenkrise gesellt.
Die Pleitegeier kreisen über vielen der 45 regionalen Geldinstitute, die sich mit Spekulationen und Immobilienkrediten übernommen haben. Zwei Sparkassen mussten bisher per Verstaatlichung vor dem Bankrott bewahrt werden. Mehr als 20 weitere verkündeten, durch Fusion ihre Probleme lösen zu wollen. Der Bauboom der vergangenen Jahre wird nun vielen Instituten zum Verhängnis, da viele Käufer ihre Kredite nicht bedienen können.
Deutsche Banken stark engagiert
Das Krisenland Spanien steht auch deswegen unter verschärfter Beobachtung, weil es die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone und fast fünfmal größer als der Pleitestaat Griechenland ist: Entsprechend gewaltig wäre dann das Erdbeben, wenn der südeuropäische Koloss Spanien wirklich fällt. Allein deutsche Banken wären mit mehr als 200 Milliarden Euro betroffen, die sie dem spanischen Staat, Unternehmen und Privathaushalten geliehen haben.