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Finanzierung Finanzierung: Halloren sucht Geld für belgische Schokolade

Von Steffen Höhne 07.12.2012, 18:35

Halle (Saale)/MZ. - Nach dem Kauf des niederländischen Schoko-Unternehmens Steenland Ende 2011 soll Anfang nächsten Jahres ein belgischer Pralinen-Hersteller übernommen werden, teilte die Halloren Schokoladenfabrik AG am Freitag mit. Der Name des Unternehmens wurde aber nicht genannt. Finanziert werden soll der Kauf durch eine Unternehmensanleihe.

Zinssatz liegt bei 6,25 Prozent

Nach Angaben von Finanzvorstand Andreas Stuhl sollen durch eine sogenannte Inhaber-Teilschuldverschreibung zehn Millionen Euro bei Anlegern eingesammelt werden. Die Anleihe, die bis 2017 laufen soll, wird mit 6,25 Prozent verzinst. Bereits seit 2004 beschafft sich Halloren über diesen Weg Kapital. Die letzte Emission über acht Millionen Euro im Jahr 2009 läuft bis 2015. Laut Stuhl sollen sowohl Kleinanleger als auch größere Investoren die jetzige Anleihe zu je 1 000 Euro kaufen.

Der Finanzchef rechnet mit einem regen Interesse: "Halloren ist ein solider Mittelständler mit hohem Wachstum." Eine Verzinsung von 6,25 Prozent sei "bei dem derzeit allgemeinen niedrigen Zinsniveau sehr attraktiv". Doch warum will Halloren private Anleger für den Zukauf anpumpen? Das börsennotierte Unternehmen könnte auch neue Aktien ausgeben (Kapitalerhöhung) oder Bank-Kredite aufnehmen. Stuhl begründet dies damit, dass die Großaktionäre von Halloren derzeit keine Kapital-Erhöhung vornehmen wollen.

Denn ihr Anteil am Unternehmen würde dadurch sinken - sofern sie sich nicht mit frischem Kapital beteiligen. Bei den Banken sieht Stuhl derzeit nicht, "dass sie sich auf der Finanzierungsseite stark engagieren." Klartext: Die Banken tun sich mit neuen Krediten schwer. Die Zinsbelastung für Halloren wäre sicher höher als bei der Anleihe.

Sich über eigene Anleihen Geld zu besorgen, ist bei Großunternehmen gang und gäbe und wird bei Mittelständlern immer beliebter. Halloren ist hier in Ostdeutschland ein Pionier gewesen. Bisher hat das hallesche Unternehmen alle seine Verpflichtungen erfüllt. Viele Finanzfachleute weisen dennoch darauf hin, dass Privat-Anlegern meist das Wissen fehlt, um die Risiken abzuschätzen. Dies mussten Anleger zuletzt leidvoll in Dessau erfahren, wo ein mittelständischer Keks-Produzent seine Anleihe nicht mehr bedienen konnte. Generell gilt: Geht ein Unternehmen pleite, ist auch das Geld der Anleger weg.

Deutliches Umsatzwachstum

Halloren will nach eigenen Angaben in diesem Jahr den Umsatz um 26 Prozent auf 86 Millionen Euro erhöhen. Angesichts steigender Rohstoffkosten etwa für Zucker und durch Zukäufe ist der Gewinn allerdings in den ersten neun Monaten unter Druck gewesen.

Hat Halloren da die Kraft für eine weitere Übernahme? "Ja", sagt Stuhl. "Der deutsche Schokoladen-Markt stagniert. Durch Zukäufe im Ausland können wir weiter wachsen." Dies sei wichtig, um als starker Partner gegenüber dem Handel aufzutreten. Die potenziellen Anleger dürfte allerdings auch interessieren, welche belgische Firma Halloren im Visier hat. Stuhl will dies nicht verraten: "Die Verhandlungen laufen noch." Für die neuen Geldgeber heißt das aber auch, sie investieren ihr Geld ein Stück weit für die Katze im Sack.