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Finanzen Finanzen: Leasing kennt (fast) keine Grenzen

Von Sabine Maurer 31.07.2006, 06:39
Ehemaliger Sitz von FlowTex in Ettlingen (Foto: dpa)
Ehemaliger Sitz von FlowTex in Ettlingen (Foto: dpa) dpa

Bad Homburg/dpa. - Von Privatmenschen wird es häufig geschmäht,doch für viele Unternehmen ist es eine Selbstverständlichkeit:Leasing. Firmen leasen zum Beispiel ihren Fuhrpark, ihreBüroeinrichtung oder ihre Produktionsmaschinen - immer häufiger aberauch ungewöhnliche «Wirtschaftsgüter» wie beispielsweise die imFachjargon dazu zählenden Tiere.

Das Wort Leasing stammt von dem englischen «to lease» (mieten,pachten). Die Ware wird dem Leasingnehmer gegen Zahlung zur Nutzungüberlassen. Am Ende der Laufzeit nimmt entweder der Leasinggeber dieWare zurück oder sie wird an den Kunden verkauft. DieLeasinggesellschaften gehörten in der Regel Banken oder denHerstellern des entsprechenden Produktes. Für negative Schlagzeilensorgte in den vergangenen Jahren die Firma FlowTex, die nichtexistente Bohranlagen an fingierte Leasinggesellschaften verkaufte.

Gegenüber dem Kauf hat der Kunde den Vorteil, dass seine Kassenicht auf einen Schlag belastet wird. Wenn die Leasingrate höherliegt als die übliche Abschreibung, spart er außerdem noch Steuern.Geleast werden kann fast alles: So gibt es Verträge über eineVierfach-Looping-Achterbahn, eine Tulpenzwiebel-Bedampfungsanlage,und ein Bauer bietet im Internet sogar seine Hühner zum Leasing an.«Damit bekommen sie immer frische Eier», wirbt er.

Im vergangenen Jahr sind in Deutschland nach Schätzungen desStatistischen Bundesamtes in Wiesbaden 51,1 Milliarden Euro inLeasingobjekte investiert worden, das waren fast neun Prozent mehrals im Vorjahr. Zum größten Teil wurden Fahrzeuge gemietet.

Die Deutsche Leasing (DL) in Bad Homburg, eine Leasinggesellschaftder Sparkassen, schloss im Frühjahr einen Vertrag mit dem LandNordrhein-Westfalen über 40 Pferde für dessen Polizei-Reiterstaffelab. «Unser ungewöhnlichster Fall war der Vertrag mit einem Safariparküber vier weiße Tiger», berichtet DL-Sprecher Wolfgang Eck. Auch dieVereinbarung über die Vermietung von Löwen ist ihm noch gut inErinnerung. Eines der Tiere war während der Vertragslaufzeitertrunken und hatte damit für viel Wirbel bei Leasingnehmer und -geber gesorgt. Zu deren Glück hatte das kleine Raubtier einen Bruder,der schließlich dessen Platz im Zoo einnahm.

«Leasingvereinbarungen über Tiere sind immer sehr speziell, weildarin Tier- und manchmal auch Artenschutzfragen geregelt werdenmüssen», weiß Eck. Und weil Tiere die einzigen Leasingobjekte seien,die sich vermehren könnten, müsse im Vertrag auch die Frage desEigentums an potenziellen Nachkommen geklärt werden.

Immer beliebter wird das Leasing auch im Reitsport. «Die Nachfragesteigt seit etwa sechs Jahren», erzählt die Inhaberin der NaminCoGmbH im baden-württembergischen Bad Herrenalb, Jutta Shaffu. DieFirma vermittelt Leasingverträge. Zwischen 2500 und 500 000 Euroseien die geleasten Pferde wert, die Verträge liefen in der Regeldrei bis vier Jahre. «Theoretisch kann der Reiter dann das Pferdzurückgeben, aber das habe ich in meiner Laufzeit noch nie erlebt -schließlich hängen die Reiter an dem Tier», erzählt sie.

Die meisten Leasingverträge werden deutschlandweit allerdings mitUnternehmen abgeschlossen, Privatmenschen treten nur selten alsKunden auf: Nur etwa jeder zehnte Leasingnehmer handelt auf eigeneRechnung. «Das ergibt auch Sinn, denn im Gegensatz zu den Unternehmenhaben Privatleute dabei keine steuerlichen Vorteile», erläutert Eck.Immer häufiger tritt der Staat als Leasingnehmer in Erscheinung. NachAuskunft des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung ist sein Anteilam Gesamtvolumen innerhalb eines Jahres von 4,5 auf 7 Prozentgestiegen.

«Früher stand in Deutschland der Eigentumsgedanke viel mehr imVordergrund. Mittlerweile setzt sich die Erkenntnis durch, dassLiquidität genau so wichtig ist wie Eigentum», erklärt Eck den Boomim Leasinggeschäft. Probleme mit den Leasingraten hätten die Kundender DL kaum. Der Anteil der säumigen Zahler liege gerade mal bei 0,1Prozent.