Finanzbranche Finanzbranche: Commerzbank übernimmt Dresdner Bank früher
Frankfurt/München/dpa. - Die Commerzbank zieht die Übernahme derDresdner Bank wegen der anhaltenden Unsicherheit an den Finanzmärktenum ein halbes Jahr auf Anfang 2009 vor. Zudem kostet der seit Jahrengrößte Deal in der deutschen Finanzindustrie die Commerzbank mit gut5,1 Milliarden Euro nur etwas mehr als die Hälfte der zunächstkalkulierten rund 9,8 Milliarden Euro. Der MünchnerVersicherungskonzern Allianz, der die Dresdner 2001 für rund 23Milliarden Euro übernommen hatte, muss wegen des beschleunigenVerkaufs seiner angeschlagenen Banktochter im vierten Quartalzusätzliche 600 Millionen Euro abschreiben.
Die Börse reagierte am Freitag mit zeitweise kräftigenKursgewinnen auf den beschleunigten Fahrplan, den die Vorstände vonCommerzbank und Allianz vereinbarten. Zwischenzeitlich legtenCommerzbank-Aktien um mehr als 19 Prozent zu, Allianz-Papieregewannen fast 12 Prozent. Beide Werte setzten sich an die DAX-Spitze.
Analysten werteten den Schritt als Beruhigung der Märkte. Zuletztwar häufiger spekuliert worden, dass das Geschäft platzen könntenachdem sich die Finanzmarktkrise im Zuge der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers Mitte September nochmals dramatischverschärft hatte. Beide Seiten hatten jedoch wiederholt betont, derÜbernahmeprozess laufe nach Plan. Auch von den Mitarbeitern derDresdner Bank war Positives zu hören: Es sei gut, dass das Geschäftnun schon im März und nicht erst Ende 2009 abgeschlossen werden soll.
Am Zeitplan für den angekündigten Abbau von weltweit 9000 derinsgesamt 67 000 Vollzeitstellen ändert sich nach Angaben einesCommerzbank-Sprechers nichts. «Es bleibt wie vereinbart beimAusschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2011», sagte derSprecher am Freitag in Frankfurt. In Deutschland sollen im Zuge derÜbernahme 6500 Stellen wegfallen. Auch die traditionsreiche MarkeDresdner Bank soll wie geplant zunächst erhalten bleiben, «ab 2010soll dann nur noch Commerzbank stehen», sagte der Sprecher.
Die Commerzbank und der Münchner Versicherungskonzern Allianzhatten sich Ende August auf einen Verkauf der angeschlagenen DresdnerBank in zwei Schritten geeinigt. Zunächst wollte die Commerzbank gut60 Prozent der Dresdner übernehmen, die in der Finanzkrise tief indie roten Zahlen gerutscht war. Der Rest sollte bis Ende 2009 folgen.
Für den 40-prozentigen Restanteil zahlt die Commerzbank 1,4Milliarden Euro in bar. Dieses Geld nehme Deutschlands zweitgrößteBank aus ihrer vorhandenen Liquidität, sagte ein Sprecher. Der imAugust vereinbarte Risikoschirm für ausfallgefährdete Papiere ineiner Gesamthöhe von 1,25 Milliarden Euro entfällt nach der neuenVereinbarung. Die Allianz erhält von der Commerzbank eineKompensationszahlung von 250 Millionen Euro in bar.
Insgesamt zahlt die Commerzbank den Großteil der Dresdner Bank inbar (3,215 Mrd Euro). Die Allianz erhält zudem 163,5 Millionen Aktiender Commerzbank und wird künftig dementsprechend einen geringerenAnteil an dem fusionierten Institut halten als zunächst geplant: 18,4Prozent statt knapp 30 Prozent. Zudem bekommt die Allianz dieFondsgesellschaft cominvest, die unverändert mit 700 Millionen Eurobewertet wird. In einer Präsentation für Investoren nennt dieCommerzbank entsprechend als Gesamtkaufpreis 5,124 Milliarden Eurostatt ursprünglich 9,792 Milliarden Euro. Der Verkauf der Dresdnerwerde nach Rechnung der Allianz nun mit 7,2 Milliarden Euro bewertetstatt mit 7,8 Milliarden Ende September. Daraus resultierten diezusätzlichen Abschreibungen, erläuterte ein Allianz-Sprecher.
«Wir beschleunigen die Übernahme und sichern eine schnelleIntegration», erklärte Commerzbank-Chef Martin Blessing in einerMitteilung am späten Donnerstagabend. «In den nach wie vor nervösenFinanzmärkten stellen wir so frühzeitig die uneingeschränkteHandlungsfähigkeit her.» Allianz-Chef Michael Diekmann sagte lautMitteilung: «In der aktuellen Situation an den Finanzmärkten ist einebeschleunigte Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbankvorteilhaft für alle Beteiligten.»
Das neue Institut aus Commerzbank und Dresdner Bank wird mit einerBilanzsumme von knapp 1,1 Billionen Euro deutliche Nummer Zwei in derheimischen Bankenbranche hinter der Deutschen Bank mit einerBilanzsumme von fast 2 Billionen Euro. Zusammen haben Dresdner undCommerzbank in Deutschland nach früheren Angaben 12,3 MillionenKunden.