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Fassungslosigkeit nach Tod von Enke

11.11.2009, 07:34

Hannover/dpa. - Nach dem Tod von Nationaltorwart Robert Enke ist Fußball-Deutschland entsetzt und fassungslos. Die Gründe für den wahrscheinlichen Selbstmord des 32 Jahre alten Schlussmanns sind weiter unklar.

Während der Bundesligist Hannover 96 ein für heute geplantes Testspiel sofort absagte, gab es bis in die Nacht keine Hinweise darauf, dass die Test-Partie der Nationalmannschaft am Samstag gegen Chile nicht stattfinden wird. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ließ mögliche Konsequenzen auf die Vorbereitung und die Austragung des Spiels in Köln offen.

Enke war am Dienstagabend an der Bahnstrecke in Eilvese in der Nähe seines Wohnortes bei Hannover von einem Regionalzug erfasst worden. Er hinterlässt seine Ehefrau und eine acht Monate alte Adoptivtochter. «Wir stehen alle unter Schock und sind noch nicht in der Lage, die Dinge zu kommentieren», sagte der Sportdirektor von Hannover 96, Jörg Schmadtke. «Das ist alles irreal. Es scheint ihm wirklich schlecht gegangen zu sein», sagte Schmadtke bei einer Pressekonferenz in der Nähe der Unfallstelle.

DFB-Präsident Theo Zwanziger zeigte sich ebenso bestürzt. «Wir sind fassungslos und voller Trauer. Unser ganzes Mitgefühl gilt der Frau von Robert Enke und seiner Familie.» Enke war erst im Oktober wieder ins 96-Tor zurückkehrt. Zuvor hatte ihn eine lange rätselhafte Bakterieninfektion zu einer mehrwöchigen Pause gezwungen. «Wir haben natürlich eingewirkt und Hilfestellung geleistet», berichtete Schmadtke von schwierigen Wochen in der jüngeren Vergangenheit. Sein letztes Bundesliga-Spiel bestritt der achtmalige Nationalkeeper am Sonntag beim 2:2 im Nordderby gegen den Hamburger SV.

Noch am Dienstagabend hatten sich sowohl in der Nähe des Unglücksortes bei dem kleinen Örtchen Eilvese sowie am Fußball-Stadion in Hannover mehrere 100 Menschen versammelt, um Enke zu gedenken. Viele waren in Tränen aufgelöst. Der Verein legte ein Kondolenzbuch aus, in das sich noch in der Nacht zahlreiche Fans eintrugen. Kerzen wurden aufgestellt sowie Schals und Trikots niedergelegt. Bei Enkes früherem Club FC Barcelona wurde am Dienstag vor dem Pokalspiel gegen Cultural Leonesa eine Schweigeminute eingelegt.

Wie Polizeisprecher Stefan Wittke bei einer Pressekonferenz berichtete, hatte Enke seinen Wagen etwa zehn Meter von den Gleisen entfernt abgestellt. Der 32-Jährige habe sein Portemonnaie auf dem Beifahrersitz des nicht verschlossenen Wagens liegenlassen. Anschließend muss Enke mehrere 100 Meter an den Gleisen entlang gegangen sein, bevor er von dem aus Bremen in Richtung Hannover fahrenden Regionalzug RE 4427 erfasst wurde.

In einer ersten Befragung gab der Zugführer zu Protokoll, dass er eine Person auf den Gleisen habe stehen sehen. Er und ein weiterer im Führerhaus anwesender Lokführer hätten sofort eine Notbremsung eingeleitet, berichtete Wittke.

Enke hat in seiner Karriere 190 Bundesliga-Spiele für Borussia Mönchengladbach und Hannover 96 bestritten. Seine internationalen Stationen waren Benfica Lissabon, FC Barcelona, Fenerbahce Istanbul und CD Teneriffa. Im Privatleben war 2006 der Tod seiner zwei Jahre alten, herzkranken Tochter ein schwerer Schicksalsschlag.