Fassungslosigkeit nach Tod von Enke
Bonn/dpa. - Der deutsche Fußball ist nach dem Tod von Nationaltorhüter Robert Enke weiter im Schockzustand.
Im Team-Hotel der Nationalmannschaft «Kameha Grand» in Bonn, wo sich die Auswahl um Bundestrainer Joachim Löw auf die letzten beiden Länderspiele des Jahres vorbereitet, berät die Führung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gemeinsam mit Löw über eine mögliche Absage der Partie gegen Chile oder andere Konsequenzen. Verbandspräsident Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach waren am Mittwochmorgen nach Bonn gekommen.
Die Nachricht vom Tod des achtmaligen Nationalspielers Enke hatte Bundestrainer Löw und die Spieler am Dienstagabend nach dem ersten Training für die Spiele in Köln gegen Chile und vier Tage später in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste erreicht. Das Vormittagstraining am Mittwoch und Interview-Termine der Spieler wurden als erste Konsequenzen abgesagt.
Die Spieler, die über ihren Einsatz im nächsten Länderspiel wahrscheinlich selbst mitentscheiden können, waren auch 14 Stunden nach der schrecklichen Nachricht über den Tod ihres beliebten Kollegen noch immer geschockt. «Ich bin fassungslos. Mir fehlen die Worte», erklärte DFB-Kapitän Michael Ballack in der «Bild»-Zeitung. «Robert Enke war ein wunderbarer Mensch, der auch harte Schicksalsschläge verdauen musste», äußerte DFB-Chef Zwanziger, der gemeinsam mit der sportlichen Leitung das weitere Vorgehen besprach.
Für den Mittag war ursprünglich eine erste Pressekonferenz im Vorfeld des Länderspiels gegen Chile geplant. Ob und mit wem sie stattfindet, ließ der Verband offen. Eine Absage der Partie in Köln erfolgte bislang nicht, scheint aber nicht ausgeschlossen zu sein. «Es gibt keine Tendenz», erklärte DFB-Mediendirektor Harald Stenger.
Indes haben ehemalige Spieler und Funktionäre aus der Bundesliga den Menschen und Sportler Enke gewürdigt, der am Dienstagabend unter noch nicht vollständig geklärten Ursachen aus dem Leben geschieden war. «Vom Charakter und seiner Persönlichkeit war Robert Enke ein überragender Mensch», erklärte Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick. Für Ewald Lienen, unter dem Enke in Hannover trainiert und gespielt hatte, ist der Tod noch immer unvorstellbar: «Ich habe bereits mit Weggefährten und Teamkollegen wie Steven Cherundolo, Michael Tarnat und Hanno Balitsch gesprochen. Für uns alle ist es ein unfassbarer Schlag, den wir kaum in Worte fassen können. Dass er in so einer Situation war, so etwas ins Auge fassen konnte, tut mir unendlich leid und unendlich weh.»
Guido Buchwald, Weltmeister von 1990, zeigte sich tief berührt, obwohl er Enke nie persönlich kennengelernt hatte: «Er war ein toller Sportler und Mensch, auch wenn sich unsere Wege nie gekreuzt haben.» Für Rainer Bonhof, Enkes Ex-Trainer bei Borussia Mönchengladbach, war es «eine schockierende Nachricht». Ähnlich geschockt reagierte Franz Beckenbauer: «Ich bin einfach nur entsetzlich traurig. Wenn man eine solche Nachricht bekommt, werden alle anderen Probleme ganz klein.»