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Familienkonzern Familienkonzern: Bruderstreit geht in neue Runde

03.07.2007, 07:55

Hamburg/dpa. - Bei der Hauptversammlung derFamilienholding an diesem Donnerstag wird erstmals einfamilienfremder Aktionär auftauchen und dem Treffen der GeschwisterMichael, Wolfgang und Joachim Herz mit ihrer Mutter Ingeburg einevöllig andere Note geben. Der umstrittene Kölner Investor Karl-WalterFreitag hat sich angesagt und dürfte Fragen stellen - eineunangenehme und ungewohnte Situation für die Herz-Familie, die zu denreichsten in Deutschland gehört.

Die Aktien hat Freitag, da ist sich die Familie sicher, vonJoachim Herz bekommen. Michael und Wolfgang Herz besitzen jeweilsrund 35 Prozent der Anteile, Joachim und Ingeburg Herz jeweils 15Prozent. Die Familienmitglieder haben sich vertraglich verpflichtet,Aktien zunächst in der eigenen Familie zu verkaufen, ehe sie jemandanderem angeboten werden - außer Joachim. Er ist aus dem Poolvertragausgestiegen und soll sich unterschätzt und ausgebootet fühlen. DieFäden bei Tchibo zieht Michael Herz. Joachim selbst äußert sichnicht, so wenig wie Freitag.

«Das hat mit dem Unternehmen nichts zu tun, sondern ist nur einStörmanöver», heißt es aus dem Umfeld der Unternehmensleitung.Tatsächlich kann Freitag mit seinen vier Aktien keinen Einflussauf den Kurs bei Tchibo nehmen, wohl aber einen hohen Lästigkeitswertentfalten. Er beschimpft schon einmal in öffentlichenHauptversammlungen Vorstände als «Lumpen, Lügner und Pöbler» und wirdunter Einschaltung der Polizei aus dem Saal gewiesen - zu Recht, wieunlängst das Oberlandesgericht Bremen feststellte (Az: 2 U 113/06).

Der Störenfried kommt der Herz-Familie auch deshalb ungelegen,weil das Unternehmen nicht mehr so richtig rund läuft. Zwar verdientTchibo immer noch gutes Geld, aber eben nicht mehr so viel wie infrüheren Jahren. Das bislang einmalige Geschäftsmodell, neben demklassischen Kaffee-Geschäft allerlei Gebrauchsartikel sowie sonstigeProdukte bis hin zu Handys, Urlaubsreisen und Versicherungenanzubieten, wird mittlerweile von Discountern kopiert. Die Tchibo-Produkte sollen nun höherwertig platziert und das Image aufpoliertwerden, um wieder zum alten Kult-Status zurückzufinden. Die neueBekleidungskollektion «Mitch & Co.» soll bereits gut angekommen sein.

Der Streit unter den Geschwistern, der seinen Ursprung in einerausdeutbaren Formulierung im Testament des Vaters Max Herz nahm,dauert schon seit Jahrzehnten. Vor vier Jahren hatten sich GünterHerz, der Tchibo mehr als 30 Jahre erfolgreich führte, und seineSchwester Daniela nach langem Gezerre für vier Milliarden Euro ausdem Konzern herauskaufen lassen. Mit dem Kapital stieg Günter Herzbei Puma ein und wieder aus - Gewinn rund 500 Millionen Euro. So vielkostete es ihn auch, den technischen Dienstleister Germanischer Lloydin Hamburg zu übernehmen. Da ein Großteil des Geldes nicht dauerhaftinvestiert ist, sucht Günter Herz noch immer nach interessantenUnternehmen, die er kaufen kann - während der Rest der Familie sichweiter streitet.