Fahrzeugbau Fahrzeugbau: Traditionsmarke MZ vor der Rettung
Zschopau/dpa. - Der ehemaligeMotorradrennfahrer Ralf Waldmann bestätigt der dpa, dass er gemeinsammit seinem Ex-Kollegen Martin Wimmer das stark angeschlageneUnternehmen kauft. «Der Vertrag existiert», sagt auch Wimmer. «Essieht gut aus, wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.» Für kommendenMontag kündigt er eine gemeinsame Erklärung mit MZ an. Der Kaufpreis beträgt nach dpa-Informationen etwas mehr als vier Millionen Euro.
Es ist eine Rettung in letzter Minute. Im August 2005 wurdezahlreichen Mitarbeitern gekündigt, Ende 2006 schloss dieEntwicklungsabteilung. Heute hält nur noch eine gute HandvollMitarbeiter in Zschopau die Stellung, sie vertreiben Ersatzteile.Äußern will sich dort niemand. «Wir halten uns an dieSchweigevereinbarung, von uns wird es vor dem 23. März keineStellungnahme geben», sagt Mitarbeiter André Hunger. Auch dersächsische Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) übt sich inZurückhaltung. «Ich würde mich freuen, wenn es für MZ und seineMitarbeiter weitergeht», sagt er. «Der Freistaat steht mit seinemFörderinstrumentarium bei Neuinvestitionen oder Forschung undEntwicklung bereit.»
Zschopaus Oberbürgermeister Klaus Baumann (CDU) aber bestätigt dieÜbernahme. «Für unsere Region zählt jeder Arbeitsplatz.» Stufenweisesollen nun ein paar dutzend neue Arbeitsplätze entstehen. NachAngaben der in Chmenitz erscheinenden «Freien Presse» (Mittwoch)wollen Waldmann und Wimmer chinesische Roller importieren und unterdem MZ-Logo vertreiben. Das sei so nicht richtig, sagt Wimmer derdpa. Zudem weist er Gerüchte zurück, eine chinesische Firma trete alsInvestor auf. Stattdessen sollen weitere Privatinvestoren ausDeutschland den beiden Ex-Rennfahrern helfen.
Für Firmen aus Fernost ist die Erfahrung der Mitarbeiterinteressant. Auch lockt der Ruf der Marke. Die Maschinen warenKultmarke in der DDR. In rund 100 Länder wurde geliefert, bis zu85 000 Motorräder pro Jahr. Die Maschinen mit einem Hubraum von 125bis 300 Kubikzentimetern standen für Robustheit, Zuverlässigkeit undniedrigen Verkaufspreis. 3200 Menschen hatten in dem Betrieb zurWende einen Job. Der damalige Volkseigene Betrieb (VEB) baute auf der1922 in Zschopau begonnenen Motorradtradition auf.
Mit Einführung der D-Mark konnten die Motorräder den Preisvorteilnicht mehr wettmachen. Zunächst liquidierte die Treuhand dasUnternehmen. Ein paar Optimisten wagten eine Neugründung, diefloppte. Die Rettung schien 1996 mit der malayischen Firma Hong Leongzu kommen.
Ein Stolperstein liegt aber noch auf der Strecke: Isidoro Werner,Geschäftsführer der motobike-systems GmbH aus dem fränkischen Fürth,fühlt sich von den beiden Ex-Fahrern ausgebremst. Er sei derInitiator des Deals, nun kenne er nicht einmal das genaue Konzept.Und er zweifelt an den wirtschaftlichen Fähigkeiten der beiden.«Waldmann war ein guter Fahrer. Wimmer war ein guter Fahrer. Wernerist ein guter Geschäftsmann.» Sobald MZ das Geschäftoffiziellbestätigt, will er klagen. Wimmer versteht die Aufregung nicht.Werner habe doch schriftlich ein Angebot erhalten, sagt er.