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Fachhochschule Merseburg Fachhochschule Merseburg: Wo Cola nur Chemikalie ist

Von Karola Waterstraat 22.05.2001, 07:32

Merseburg/MZ. - Viertklässler stürmen die Treppe hoch und rein ins große Chemie-Labor. Eigentlich sind jene, die tagtäglich auf dem Campus der Fachhochschule Merseburg aus und ein gehen mindestens einen Kopf größer, richtige Studenten eben. Vielleicht gehört der eine oder andere Schüler von der Merseburger Curie-Schule eines Tages dazu. Doch darüber denken die Mädchen und Jungen in diesem Augenblick ganz sicher nicht nach. Für sie steht ein Chemie-Unterricht der besonderen Art auf dem Stundenplan, und das einmal nicht in der eigenen Schule, sondern im großen Chemiegebäude auf dem Hochschulcampus.

Die Initiative "Chemie zum Anfassen" macht es möglich. Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass die ersten Schüler an die Fachhochschule kamen, um hier eine besondere Chemie-Stunde zu erleben. "Wir hatten damals mit viel Mühe ein altes Labor hergerichtet", erinnert sich Dr. Rosemarie Rühle, bei der die Fäden in Sachen "Chemie zum Anfassen" zusammenlaufen. "Und während der Pausen oder bei Einführungen und Vorträgen mussten die Kinder teilweise auf der Treppe sitzen." Das ist jedoch lange vorbei.

Der Auszug der Universität Halle aus dem Chemiegebäude brachte größere Räumlichkeiten, und dank einer Millionen schweren Spende der Dow Chemical Stiftung konnte die Einrichtung auf den neuesten Stand gebracht werden. "Es soll Werbung für die Chemie sein, also schafft bitte ordentliche Verhältnisse", habe es damals von Seiten des sponsorfreudigen Industriepartners geheißen, so Frau Rühle. Zwei große Labore stehen heute den Schülern offen, modern und hell eingerichtet. Dazu ein angrenzender Aufenthalts- und Vortragsraum, wo die Schüler während der Pausen auch essen und trinken können.

"Diese räumliche Trennung ist eine Voraussetzung, denn im Labor ist Cola allenfalls als Chemikalie erlaubt", so Frau Rühle, deren Reich nicht selten von mehreren Klassen gleichzeitig genutzt wird. Eine beachtliche Palette von Themen und Experimenten, die sich nicht nur am Lehrplan orientieren, bieten sie und ihre sechs Mitarbeiterinnen den Schulen an, die mittlerweile nicht mehr nur aus der unmittelbaren Region kommen. Gerade ist sogar eine Anfrage aus Stralsund eingegangen. Der eigene Internet-Auftritt hat das Angebot deutschlandweit bekannt gemacht.

Ab der zweiten bis zur Abiturklasse sind Schüler auf dem Hochschulcampus willkommen. Um "Duftstoffe und Farben" geht es beispielsweise bei einem Angebot für Grundschüler. Anionen nachweisen oder auch kosmetische Präparate herstellen - das sind Aufgaben für die Älteren. Bis auf das Kosmetik-Thema, wo für die Ausgangsmaterialien ein Unkostenbeitrag von fünf Mark erhoben wird, sind alle Veranstaltungen kostenlos.

"In dieser Kombination von Hochschule und Industrie ist das Angebot für die Schulen deutschlandweit einmalig", urteilt Frau Rühle, die aus ihrer Erfahrung heraus auch feststellt: "Langsam tut sich etwas an den Schulen in Richtung Chemie und Technik." Und mit Nachdruck sagt die Chemikerin: "Wenn man Interesse wecken will, muss man damit früh anfangen." Auch aus diesem Grund ist der Unterricht von Grundschülern an der Fachhochschule fester Bestandteil des Programms von "Chemie zu Anfassen".

Die Viertklässler von der Curie-Schule sind an diesem Tag zum ersten Mal in der Geusaer Straße. In ihrem Sach- und Heimatkunde-Unterricht stehen gerade die Themen Wasser und Umweltverschmutzung auf dem Lehrplan. Alle Kinder durften Wasserproben mit zur Fachhochschule bringen, geschöpft aus der Saale, aus dem Teich um die Ecke oder einfach abgezapft aus dem heimischen Wasserhahn. Mehrere Experimente müssen sie an verschiedenen Stationen im Chemie-Labor absolvieren, und Ines Krawczynski, ihre Lehrerin, stellt hocherfreut fest: "Die Kinder sind alle begeistert bei der Sache."

Weitere Informationen gibt es unter www.fh-merseburg.de/ chemie-zum-anfassen.