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Fachgeschäft des Jahres Fachgeschäft des Jahres: Leipzig als Oase für anspruchsvolle Köche

Von Stefan Schroeter 05.08.2002, 15:42

Leipzig/MZ. - Ein Fingerschnipps - und Stephan Löffler entlockt dem bauchigen Rotweinglas einen schönen, vollen Klang. "Mundgeblasenes Glas von Cantino Aredo", schwärmt der Inhaber des Leipziger "A Priori" - Fachgeschäft fürKochen, Essen und Genießen. Viel Umsatz ist mit der italienischen Glasbläserkunst freilich nicht zu erzielen - die preiswerten Spülmaschinen-festen Gläser aus dem Nachbarregal gehen deutlich besser. "Wir behalten die hochwertigen Gläser trotzdem im Angebot, um diese alte Kunst zu erhalten", sagt der Wahl-Sachse in unverkennbarschwäbischer Mundart.

Der Mix von hochwertigen Artikeln undpreiswerten Utensilien macht die Hobbykoch-Oaseaus: Handgeschmiedete Messer, die bei sachgerechterHandhabung nie wieder stumpf werden, und Salatschüsselnaus weißem Cerrara-Marmor gibt es ebenso wieeinfache Schneebesen und Porzellanteller.Spezialwerkzeuge wie Trüffelhobel, Fischgräten-Pinzetteund Oliven-Entkerner dürfen unter den 3500Artikelnnatürlich auch nicht fehlen. Selbst Tischdeckenaus Jaquard-Baumwolle, aus denen laut Löfflerjeder Fleck wieder heraus geht, Möbel undGasherde gehören zum Programm.

Mitunter richten er und seine LebensgefährtinSigrid Klenk ihren Kunden auch die ganze Kücheein. "Wir wissen einfach, was gebraucht wird,weil wir selber gerne kochen", so der Inhaber.Selbst wenn es abends spät wird, bereitensie zu Hause noch zumindest selbst gemachteNudeln zu.

Nicht nur die Kunden wissen die so erworbeneFachkompetenz zu schätzen - auch in der Branchehat sich "A Priori" inzwischen einen Namengemacht: Das Magazin "stil&markt" kürte eszum "Fachgeschäft des Jahres 2001".

Klenk und Löffler stammen aus Stuttgart, woer in einem Geschäft für Küchen-Zubehör arbeitete.1997 fassten sie gemeinsam Entschluss, ihreigenes Fachgeschäft in Leipzig zu eröffnen.Ein Jahr später war es im Schauspielviertel,unweit der Innenstadt, soweit. Der Laden läuftvon Jahr zu Jahr besser.

"Wir leben von der Stammkundschaft", so derInhaber. "Viele Leute kommen zwei- bis dreimalzum Gucken, bevor sie etwas kaufen." Das seienvor allem gut verdienende Hobbyköche, aberauch Studenten, die sich regelmäßig kleineKüchen-Utensilien leisten. Um den anspruchsvollenKunden immer wieder etwas Neues zu bieten,fahren die beiden nicht nur zu den Branchen-Messenin Frankfurt und Mailand, sondern kaufen mitihrem Transporter auch zwei- bis dreimal imJahr bei italienischen Herstellern vor Ortein. "Dort ist die Qualität sehr gut", sagtLöffler. "Aber wir fühlen uns in Italien auchpersönlich sehr wohl." Deshalb sind dieseReisen auch der einzige Urlaub, den sich diebeiden gönnen.

Durch die direkten Hersteller-Kontaktekann "A Priori" manche hochwertigen Utensilienauch sehr kostengünstig anbieten. Als echteItalien-Liebhaber haben die Küchen-Ausrüsternatürlich auch Chianti-Weine, Olivenöl undeine ganze Batterie von Espresso-Maschinenim Angebot. "Inzwischen reparieren wir siesogar schon selbst", erzählt Löffler. Aberauch Fischgeschirr aus Thüringen und Töpferwareaus Leipzig ist im Geschäft zu finden. "Wirwissen schließlich, dass wir auch von denLeuten hier leben."