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Extra Extra: Ärger über höhere Bahnpreise

03.01.2002, 16:53

Berlin/Frankfurt/Main/dpa. - Die Preiserhöhungen bei derDeutschen Bahn zum Jahreswechsel haben bei Fahrgästen für großenUnmut gesorgt. Wie sich am Donnerstag herausstellte, sind Bahnreisenauch in Fernzügen seit Jahresbeginn teurer. Generell seien die Preisebei Entfernungen bis zu 100 Kilometern um 3,8 Prozent erhöht worden,sagte Hans-Gustav Koch, Vorstand im UnternehmensbereichPersonenverkehr der Deutschen Bahn AG, am Donnerstag in Frankfurt.Die neuen Preise gelten in allen Zugarten. Zudem kündigte dieDeutsche Bahn AG an, dass sich ein Anruf bei den Call-Centern ab 1.Juli um das Vierfache auf 61 Cent (1,19 DM) pro Minute verteuernsoll.

Preiserhöhungen von bis zu zehn Prozent habe es zudem für einigeKäufer von Wochenkarten im Fernverkehr gegeben, räumte Koch ein. Eshabe sich gezeigt, dass auf 60 bis 180 Kilometer langen Streckendiese Zeitkarten günstiger waren als die Fahrten im Nahverkehr, weildie Preise im Fernverkehr seit 1999 nicht erhöht worden waren. Sohabe sich etwa auf der Strecke Lübeck-Bremen eine Wochenkarte bereitsnach zwei Tagen bezahlt gemacht. Um diese Ungereimtheit zubereinigen, seien diese Wochenkarten deutlich stärker erhöht wordenals im Schnitt. Betroffen sind nach Darstellung Kochs rund 50 000Bahnkunden. Diese Besonderheiten seien bedauerlicherweise nichtbekannt gemacht worden. «Das haben wir verpennt.»

Der Fahrgastverband Pro Bahn und der Deutsche Bahnkunden-Verbandkritisierten die Preiserhöhungen der Bahn zum Jahreswechsel. Esentstehe der Eindruck, die Preissteigerungen sollten verstecktwerden. Pro Bahn äußerte prinzipiell Verständnis für die Erhöhung.

Auch beim Schönen-Wochenend-Ticket, mit dem Gruppen bis zu fünfMenschen am Samstag oder Sonntag unbegrenzt im Nahverkehr reisenkönnen, wird weiter um den Preis gestritten. Nach dem Veto von vierBundesländern soll jetzt Verkehrsminister Kurt Bodewig (SPD)entscheiden, ob der Tarif zum 1. April von 21 auf 28 Euro (54,76 DM)steigen darf, wie dies die Bahn beabsichtigt. Es ist das erste Mal,dass das Bundesministerium für eine Entscheidung über einenNahverkehrstarif angerufen wird.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) forderte Bodewig auf, dasTicket im Interesse der Bahnreisenden nicht auf 28 Euro zu verteuern,sonst würden viele wieder auf das Auto umsteigen. Die Bahn geht voneiner Zustimmung des Ministeriums aus, will aber notfalls vorsGericht ziehen. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagte, dieJuristen prüften die Situation. Das Ministerium könne letztlich einenTarif vorgeben.

Mit den höheren Preisen für das Wochenend-Ticket will die Bahnkünftig vermeiden, dass viele Nahverkehrszüge am Wochenende überfülltsind. Nach Ansicht des Fahrgastverbands Pro Bahn könnte diesesProblem sinnvoller bekämpft werden, wenn die Bahn billigereWochenend-Tickets für einzelne Personen anbieten würde. «Dann kanndas Wochenend-Ticket für eine Gruppe auch gerne mehr kosten», sagteder Bundesvorsitzende Karl-Peter Naumann. Das Wochenendticket istäußerst beliebt. 2000 verkaufte die Bahn es 6,8 Millionen Mal.