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EXPO 2010 EXPO 2010: «Better City, Better Life» beginnt am 1. Mai

Von Andreas Landwehr 22.03.2010, 11:25
Ein Nachbau des historischen Segelschiffs «Andalucia» verlässt am 21. März den Hafen von Sevilla und nimmt Kurs auf China. Dort wird es im Juni zur Expo 2010 in Shanghai erwartet (FOTO: DPA)
Ein Nachbau des historischen Segelschiffs «Andalucia» verlässt am 21. März den Hafen von Sevilla und nimmt Kurs auf China. Dort wird es im Juni zur Expo 2010 in Shanghai erwartet (FOTO: DPA) EFE

SHANGHAI/DPA. - Jeder zweite Mensch lebt heute in einer Stadt.Wie die Welt die zunehmende Urbanisierung bewältigt, wird über dieRessourcen der Erde und die Zukunft der Gesellschaften entscheiden.«Better City, Better Life», eine bessere Stadt, ein besseres Leben -unter diesem Motto steht die Expo 2010 in Shanghai, die am 1. Maiihre Tore öffnet. Mit 70 Millionen Besuchern soll es die größteWeltausstellung der Geschichte werden. «Shanghai ist bereit», sagtExpo-Sprecher Xu Wei. «Die ganze Stadt ist mobilisiert.» Rund 250Länder und Organisationen sind vertreten. Erstmals seit der Expo 2000in Hannover haben Länder wieder Pavillons gebaut. Deutschland lässtsich seinen bisher größten Expo-Auftritt rund 50 Millionen Eurokosten.

Die Weltausstellung bietet eine Plattform, um innovative Ideenauszutauschen, wie Probleme mit Verkehr, Umweltschutz, Energie, Müllund Abwasser gelöst werden können. Nachhaltige Stadtentwicklung istgerade im bevölkerungsreichsten Land der Erde ein drängendes Problem.Jedes Jahr strömen 60 Millionen Chinesen in die Städte, auch wennChina mit einer Urbanisierungsrate von 46 Prozent noch unter demWeltdurchschnitt von 55 Prozent liegt. Im Reich der Mitte gibt esaber schon heute mehr als 170 Millionenstädte und sieben Metropolenmit mehr als zehn Millionen Einwohnern. Expo-Gastgeber Shanghai zähltmit 18 Millionen Menschen zu den zehn größten Städten der Erde.

Was Olympia 2008 für Peking war, soll die Expo 2010 für Shanghaiwerden. Regierungschef Wen Jiabao erwartet ein «spektakuläres undunvergessliches Ereignis». Auf dem 5,28 Quadratkilometer großenGelände auf beiden Seiten des Huangpu-Flusses werden täglich 400 000Menschen erwartet. «Transport und Sicherheit bereiten uns großeKopfschmerzen», sagt Expo-Sprecher Xu Wei, auch wenn die Hafenstadtgrundsätzlich sicher sei. «Wir sehen keine große terroristischeBedrohung in Shanghai, aber bei einem solchen Großereignis muss manauf alle Gefahren vorbereitet sein.» Trotz allerSicherheitsvorkehrungen sollen sich die Besucher aber auch nochwohlfühlen können.

Nach acht Jahren Vorbereitung versichern die Organisatoren,rechtzeitig zur Eröffnungsfeier am 31. April fertig zu sein. Dochnach den Erfahrungen früherer Expos schaffen es meist zehn Prozentder Pavillons nicht, schon am ersten Tag zu öffnen. Das Expo-Management habe keinen direkten Einfluss auf die Teilnehmer, will denAnteil aber «möglichst niedrig halten», sagt Xu Wei. Drei bis fünfMillionen Besucher aus dem Ausland werden nach vorsichtigenSchätzungen über die sechs Monate bis 31. Oktober erwartet, so dasssich die «Stadt über dem Meer» von der besten Seite zeigen will.

Wirbel löste allerdings die Kampagne aus, den Shanghaiern diecharmante Eigenart abzugewöhnen, im Pyjama auf die Straße zu gehen.«Geh nicht im Schlafanzug nach draußen, sei für die Expo einzivilisierter Mensch», hieß die Losung. Verantwortliche beteuernheute, der Nachtanzug sei nie wirklich verboten worden. «Ich finde,es ist ein persönliches Recht zu wählen, was man anziehen will», sagtauch Expo-Sprecher Xu Wei. Solche Sitten wandelten sich langsam mitwachsendem Wohlstand. Eine Stadt wie Shanghai müsse alle seine Seitenzeigen. «Die Expo ist eine gute Chance, der Welt zu demonstrieren,dass China ein aufgeschlossenes Land ist.»

Die Bevölkerung steht voll hinter der Weltausstellung, auch wennes Kritik über die nicht einzuschätzenden Milliardenkosten, denAbriss alter Quartiere im Namen der Expo und Zwangsumsiedlungen gibt.So bemängelt der Bürgerrechtsanwalt Teng Biao, die Ausgabe derSteuergelder für die Weltausstellung sei nicht transparent. «Ichfürchte, es gibt viel Korruption.» Grundsätzlich unterstützt aberauch Teng Biao die Expo. Seit Beginn der Reform und Öffnung vor dreiJahrzehnten habe China wirtschaftlich schon viel von der Weltgelernt. Nur politisch habe sich nichts verändert. «Ich hoffe, dieExpo ist auch eine Chance für China, die Menschenrechtslage zuverbessern und etwas über politische Systeme zu lernen - etwa sogrundlegende Dinge wie Gewaltenteilung.»

Das Gelände der Expo liegt auf beiden Seiten des Huangpu-Flusses in der chinesischen Stadt. Die Grafik zeigt die Pavillions und andere wichtige Gebäude. (GRAFIK: DPA)
Das Gelände der Expo liegt auf beiden Seiten des Huangpu-Flusses in der chinesischen Stadt. Die Grafik zeigt die Pavillions und andere wichtige Gebäude. (GRAFIK: DPA)
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