Experte: Polizeierfolge gegen Trittbrettfahrer
Villingen-Schwenningen/dpa. - Die Zahl von Trittbrettfahrern nach einem Amoklauf lässt sich nach Ansicht des Kriminalpsychologen Adolf Gallwitz vor allem durch Festnahmen und strafrechtliche Konsequenzen verringern.
«Wichtig sind in dieser Phase Ermittlungserfolge der Polizei, denn durch diese werden solche Menschen von weiteren Drohanrufen abgeschreckt», sagte der Professor der Polizei-Fachhochschule Villingen-Schwenningen am Freitag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Es sei völlig normal, dass sich in den Tagen nach einem Amoklauf etliche Trittbrettfahrer meldeten, die Bluttaten androhten. Generell lassen sich Trittbrettfahrer laut Gallwitz in drei Gruppen einteilen: «Zum einen gibt es die schlichtweg Dummen, die einen solchen Amoklauf ausnutzen und Angst verbreiten wollen», sagte er. Eine zweite Gruppe seien psychisch kranke Menschen, die Aufmerksamkeit erregen wollten. Die dritte Gruppe umfasse die Einzelfälle und potenziellen Nachahmungstäter eines Amoklaufs. «Diese Menschen verspüren tief in ihrem Inneren eine grenzenlose Wut und Verzweiflung.»
Gallwitz sagte, der Selbstmord des Amokläufers von Winnenden, Tim K., sei die beinahe logische Konsequenz seiner Bluttat gewesen. «Derartige Amokläufer haben mit der Welt abgeschlossen», sagte der Psychologe. Es sei zudem eine Fehleinschätzung, dass depressive Täter wie der 17-Jährige nicht auch zu gewalttätigen Ausbrüchen fähig seien. «Depression führt ja auch oft zu einer Autoaggression. Und an deren Ende steht mitunter der Suizid», sagte Gallwitz. Es wäre daher eher ungewöhnlich gewesen, hätte sich der Jugendliche nach seinem Amoklauf nicht erschossen.