«Eurotier 2006» «Eurotier 2006»: Die Ställe und Äcker stecken voller Energie
Hannover/MZ. - Immer mehr Landwirte wittern das Geschäft mit Biomasse und Solarenergie, seit die damalige rot-grüne Bundesregierung 2004 das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) verabschiedet hat, das den Erzeugern in den kommenden 20 Jahren einen attraktiven Preis garantiert. Es löste einen Boom in der Landwirtschaft aus: rund 3 000 Biogasanlagen speisen derzeit Strom in das öffentliche Netz ein. Außer Gülle werden nachwachsende Rohstoffe mit vergoren. Das hat Folgen: gegenüber 2005 hat sich zum Beispiel die Anbaufläche von Biogasmais verdoppelt. Landwirte investieren derzeit stärker als je zuvor in diesem Bereich - das spürten auch die Aussteller aus unserer Region auf der gerade beendeten Messe.
"Die nächsten zwei Jahre hält das Wachstum auf jeden Fall noch an", ist Reik Ellmann überzeugt, Geschäftsführer der Binowa Umweltverfahrenstechnik GmbH aus Weischütz (Burgenlandkreis). Sein Unternehmen bietet komplette Biogasanlagen, Kostenpunkt zwischen 400 000 und zwei Millionen Euro. Ellmann hofft, dass durch die geplante Novellierung des EEG im kommenden Jahr kleinere Anlagen stärker gefördert werden. Zudem sei absehbar, dass auch andere Länder künftig den Einsatz von Biomasse finanziell fördern werden und sich dadurch der Absatz deutscher Biogasanlagen ins Ausland stark erhöhen könne. 26 Beschäftigte erwirtschafteten im vergangenen Jahr mit Biogasanlagen einen Umsatz von drei Millionen Euro, für dieses Jahr sind vier Millionen Euro geplant.
Bioenergy Systems aus Merseburg, wo sechs Beschäftigte arbeiten, wurde in diesem Jahr gegründet und ist eine an der Börse notierte Gesellschaft. Sie setzt auf ein neues Verfahren, bei dem Biomasse vergast wird. "Für die Anlage ist weniger Platz und weniger Material zur Energiegewinnung als bei einer herkömmlichen Biogasanlage nötig", sagt Projektleiterin Kristin Jeltsch. Bisher ist eine solche Anlage von Bioenergy Systems in der Landwirtschaft im Einsatz. Zu den weiteren Produkten gehören Blockheizkraftwerke. "Wir planen Anlagen, übernehmen die Finanzierung, lassen sie von Partnern produzieren und schließen mit Landwirten langfristige Verträge über den Einsatz ab. Das Risiko liegt bei uns. Das Interesse bei Landwirten auch hier in Hannover ist groß", sagt Sprecher Markus Plewig. Für das kommende Jahr ist ein Umsatz von rund fünf Millionen Euro geplant. Dann soll auch eine eigene Produktion von Blockheizkraftwerken starten.
Nach Angaben des Bundesverbandes Bioenergie wurden im vergangenen Jahr 3,2 Milliarden Euro in Deutschland für die Gewinnung von Strom und Wärme aus Biomasse investiert. Für 2006 erwartet der Verband ein Plus von mindestens 30 Prozent. 60 000 Menschen sind in dieser Branche beschäftigt, die angesichts der weltweit führenden Stellung Deutschlands auf diesem Markt stark wächst. Der Anteil von Biogas an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland beträgt derzeit ein Prozent. Bis 2020 hält der Fachverband Biogas einen Anteil von 17 Prozent für möglich. Durch Kraft-Wärme-Kopplung könne aus Biogas langfristig ein Anteil von fünf Prozent des Wärmebedarfs gedeckt werden. Biogas könnte zudem 20 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs ersetzen.