Europäische Zentralbank Europäische Zentralbank: EZB bleibt hart
Frankfurt/Main/dpa. - Duisenberg bezeichnete die Politik der Preisstabilität alswichtigsten Beitrag der Währungshüter, um langfristig dasWirtschaftswachstum in Euroland zu fördern. Andere Aspekte wieProduktionswachstum und höhere Beschäftigung könnten von derNotenbank nur berücksichtigt werden, wenn das zentrale ZielPreisstabilität nicht gefährdet sei.
In diesem Zusammenhang forderte Duisenberg die Tarifparteien auf,den bisherigen Kurs «bescheidener Lohnrunden» fortzusetzen. Dies seidringend geboten, um die Gefahr einer Preis-Lohn-Spirale zuverhindern. Auch die nationalen Regierungen müssten am vereinbartenStabilitätspakt festhalten und zumindest ausgeglichene Haushaltevorlegen. Der EZB-Präsident monierte, dass in diesem Punkt «dieDynamik nachgelassen hat».
Am Finanzplatz Frankfurt wird nun damit gerechnet, dass dieZentralbank frühestens Anfang August einen weiteren Zinsschritt nachunten vornehmen wird. Zuletzt hatte die EZB Anfang Mai denwichtigsten Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Dafür sprichtauch die Prognose von Duisenberg, die derzeit hohe Inflationsrateauf Grund der Preisschocks bei Energie und Nahrungsmitteln würde imzweiten Halbjahr abklingen und 2002 wieder die Warnschwelle von 2Prozent unterschreiten. Derzeit liegt die durchschnittlicheTeuerungsrate in Euroland deutlich über 3 Prozent.
Für das zweite Halbjahr erwartet die EZB-Spitze wieder einAnziehen der Inlandsnachfrage mit positiven Effekten für dieKonjunktur. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im Euro-Raumdürfte im Jahresdurchschnitt zwischen 2,2 und 2,5 Prozent liegen. Imzweiten Quartal dieses Jahres habe sich auf Grund der schwachenWeltkonjunktur der negative Wachstumstrend zunächst fortgesetzt unddie Investitionsneigung gebremst.
Auch die Bank von England hat den Leitzins unverändert bei 5,25Prozent gelassen. Dies teilte der währungspolitische Ausschuss derBank nach einer zweitägigen Sitzung in London mit.