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Europäische Super-Teleskope vor Weltraumstart

14.05.2009, 11:57

Kourou/dpa. - Für Weltraumforscher und Sternfreunde heißt es heute Daumen drücken: Eine europäische Trägerrakete vom Typ Ariane 5 ECA soll heute um 15.12 Uhr das größte jemals gebaute Weltraumteleskop ins All schießen.

Wissenschaftler erhoffen sich von der rund 1,1 Milliarden Euro teuren «Herschel»-Mission neue Erkenntnisse über das Universum. Das nach dem berühmten Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel (1738 - 1822) benannte Teleskop soll viel tiefer und genauer ins Weltall blicken können als bisherige Beobachtungsstationen. Läuft alles wie geplant, wird es unter anderem nach Licht-Resten von Sonnen aus der Kinderzeit unseres Weltalls Ausschau halten, zuschauen, wie sich Planetensysteme bilden und die chemische Zusammensetzung von Molekülwolken, Sternen und Galaxien analysieren.

Mit an Bord der Ariane-5-Rakete wird neben «Herschel» auch der ESA-Satellit «Planck» ins All starten. «Planck» soll die aus der Frühzeit des Universums stammende kosmische Hintergrundstrahlung erforschen, die als das «Echo des Urknalls» bezeichnet wird. Sie enthält viele Informationen über die Frühphase des Universums, ermöglicht aber auch Rückschlüsse auf die Entwicklung und Verteilung der Materie. Namensgeber von «Planck» ist der deutsche Nobelpreisträger und Begründer der Quantenphysik Max Planck (1858 - 1947). Die Kosten für diese Mission belaufen sich auf rund 700 Millionen Euro. Wie «Herschel» wird «Planck» in rund 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde stationiert, um Störeinflüsse möglichst klein zu halten.

Die Doppelmission steht unter Federführung der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Auch etliche deutsche Wissenschaftler und deutsche Unternehmen sind an dem Projekt beteiligt. Allein die EADS Astrium GmbH Friedrichshafen baute für rund 200 Millionen Euro an «Herschel» mit. Deutschland ist größter Beitragszahler bei der ESA. «Wir sind gerade in Zeiten der Krise froh, dass wir in der Raumfahrt eine gewisse Kontinuität haben und eine Führungsrolle übernehmen konnten», sagte Rolf Densing vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Gestartet wird die Ariane-5-Rakete mitten im südamerikanischen Dschungel. In Kourou in Französisch-Guayana betreibt die ESA seit mehr als 30 Jahren ihren eigenen Weltraumbahnhof. Der Start der beiden europäischen Super-Teleskope, in denen nahezu 25 Jahre Entwicklungsarbeit stecken, musste bereits mehrfach wegen technischer Probleme verschoben werden. Ursprünglich sollte die Ariane mit der kostbaren Fracht bereits im vergangenen Jahr abheben.

Steckbriefe von «Herschel» und «Planck»