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EU-Vorgaben für Autohandel EU-Vorgaben für Autohandel: Volkswagen kündigt 8500 Händlern Vertrag

02.09.2002, 11:37
Gebrauchtwagen vor einem Autohaus (Archivfoto: dpa)
Gebrauchtwagen vor einem Autohaus (Archivfoto: dpa) dpa

Wolfsburg/dpa. - «Eine Lösung muss für die Unternehmen betriebswirtschaftlich tragfähig sein», forderte der Geschäftsführer des VW- und Audi-Händlerverbands, Michael Lamlé.

Die von der EU-Kommission beschlossene umstrittene Neuregelung fürden Autovertrieb in der Europäischen Union wird zum 1. Oktober 2002in Kraft treten. Nach einer Übergangsfrist von bis zu einem Jahrwerden Autohändler nicht mehr strikt an eine einzige Marke gebundensein. Spätestens ab Oktober 2005 soll auch die Bindung der Händler anbestimmte Standorte teilweise aufgehoben werden. Selbst die Gründungvon Filialen in anderen EU-Staaten wird dann möglich. VW hatte sofortbetont, am «bewährten Vertragshandel» festhalten zu wollen.

Tatsächlich gibt es im VW-Konzernvertrieb noch viel Feinarbeit.Die Aufteilung der Marken in zwei Gruppen unter Führung von VW (mitSkoda und Bentley) und Audi (mit Seat und Lamborghini) muss sich erstnoch im Verkauf widerspiegeln. Es wird zwar wie bisher getrennteSchauräume geben. Doch dürfte beim Thema Werkstatt und Service schonaus Kostengründen hinter den Kulissen die reinrassige Trennungzunehmend wegfallen, weil viele Auto-Komponenten identisch sind.

Hinzu kommt größere Komplexität: Wartung und Service rund um dasVW-Top-Modell Phaeton stellen höchste Ansprüche, die sich nicht mehralle Werkstätten leisten können. Doch das ans Wolfsburger Werkangebundene Diagnosesystem soll im Prinzip auch für andere VW-Modelleeingeführt werden. Das zwingt automatisch zur Werkstatt-Selektion.

Enormen Handlungsbedarf gibt es im Vertrieb der Nutzfahrzeuge,deren drei völlig unterschiedliche Kundengruppen bisher bei weitemnicht optimal bedient wurden: Da gibt es die reinen Transporter fürHandwerker, dazu die teils deutlich mehr als 30 000 Euro kostendenGroßraum-Autos vom Typ Multivan für Familien und schließlich starkspezialisierte und teure Freizeitmodelle für Camping und Freizeit.

Auch das Direktgeschäft mit Großkunden ist ein ungelöstes Problem:Selbst größte Händler wären mit der geballten Einkaufsmachtinternationaler Leasingunternehmen oder Flottenmanager beigrenzüberschreitendem Handel überfordert. Ein bei Konzern oder Markenaufgehängter Verkauf ist den Händlerverbänden aber ein Dorn im Auge.

Letztlich zwingt die reine Kostenrechnung zur Neuausrichtung undSchnitten ins Netz. Nach Angaben von Prof. Ferdinand Dudenhöffer vomCenter Automotive Research der Fachhochschule Gelsenkirchen liegt dieUmsatzrendite oft bei weniger als einem Prozent, in den USA sind eszwei Prozent. «Während in Deutschland das Autohaus im Durchschnitt135 Neuwagen pro Jahr verkauft, liegt diese Zahl in England bei 395und in USA bei 780.» Die hohen Vertriebskosten im Autogeschäft vonmehr als 35 Prozent vom Listenpreis ließen sich durch höheren Verkaufpro Autohaus senken. Mehr Größe sei daher zwingend. 2001 verschwanden1100 von 22 600 deutschen Vertragsbetrieben. Der Trend werdeanhalten.

Preisunterschiede für Pkw in der EU-Ländern
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dpa