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EU-Pläne zu «weißem Gold» EU-Pläne zu «weißem Gold»: Kein Zuckerschlecken für die Produzenten

12.07.2004, 06:03
Eine Mitarbeiterin von Südzucker überwacht im Südzuckerwerk Offenau bei Heilbronn den Produktionsablauf der Zuckerabfüllmaschine für Kleinpackungen (Foto: dpa)
Eine Mitarbeiterin von Südzucker überwacht im Südzuckerwerk Offenau bei Heilbronn den Produktionsablauf der Zuckerabfüllmaschine für Kleinpackungen (Foto: dpa) dpa

Brüssel/dpa/MZ/fzi. - "Dasist Panikmache der Lobbyverbände", kontertder Sprecher der EU-Kommissions-Vertretungin Berlin, Harald Händel.

Brüssel plant auf Druck der WelthandelsorganisationWTO die schrittweise Öffnung des abgeschottetenEU-Zuckermarkts. Bislang schützen Einfuhrzölledie EU-Produzenten vor billiger Konkurrenz,etwa aus Brasilien. Zudem können die Produzentenihre Ware in der Gemeinschaft zu einem festgesetztenPreis verkaufen, der den Weltmarktpreis umdas Zwei- bis Dreifache übersteigt. Das kostedie Endverbraucher jährlich 6,3 MilliardenEuro mehr als nötig, sagt der EU-Rechnungshof.Der Südzucker-Konzern ließ beim Zentrum fürEuropäische Wirtschaftsforschung in Mannheimeine eigene Studie anfertigen, die auch promptzu dem Ergebnis kommt, dass die Mehrbelastungder Konsumenten bei lediglich eine MilliardeEuro liege.

Nach dem Vorschlag von EU-AgrarkommissarFranz Fischler soll die in der Union produzierteZuckermenge um 16 Prozent sinken, währendsich der Preis für Rüben und Zucker um etwaein Drittel verringern soll. Dabei könnendie Bauern für die Differenz einen Ausgleichbis zu 60 Prozent erhalten. Aus Sicht derZuckerindustrie reicht dies nicht aus: Manmüsse davon ausgehen, dass der Rübenanbauin vielen Regionen mittelfristig verschwindenwerde, befürchtet der Chef des Vereins derZuckerindustrie, Dieter Langendorf. Wie dieSüdzucker AG - zu ihr gehört eine Raffineriein Zeitz - meint er, dass bei Umsetzung dieserPläne die Schließung deutscher Fabriken drohe.So pessimistisch ist Johannes Thunack, Betriebsleiterder Diamant-Zuckerfabrik Könnern, nicht: "Wenndie EU ein Quotensystem für Exporte einführtund die Preise moderat sinken, dann sehe ichkeine Gefahr für unser Werk", sagte er derMZ.

Fischler bleibt hart: "Wir haben den ärmstenStaaten der Welt angeboten, dass sie ihrenZucker ohne Beschränkungen nach Europa liefernkönnen", sagte er. "Dazu müssen wir die Zuckermarktordnungreformieren." Kräftigen Rückenwind erhältFischler von Süßwarenherstellern, Limonadenproduzentenund Großbäckereien. Sie bemängeln "die kartellähnlichenStrukturen des Zuckersektors mit garantiertenGewinnen". Die EU-Zuckermarktordnung schützenicht nur die Bauern, sondern auch die Zuckerindustrie,kritisiert das InfoZentrum Zuckerverwender(IZZ). Der hohe Preis schade der Zucker verarbeitendenLebensmittelwirtschaft. Bei Umsetzung derEU-Pläne sei damit zu rechnen, dass die Produktebilliger würden, sagt eine IZZ-Sprecherin.Thunack bezweifelt dies. Er glaubt nicht,dass ein reduzierter Zuckerpreis beim Verbraucherankommt.